Dirty Projectors – „Dirty Projectors“ (Domino)
Veröffentlichung: 24. Februar 2017
Web: dirtyprojectors.net
Label: Domino
Liebe tut weh. Das musste David Longstreth von Dirty Projectors vor vier Jahren erfahren. Die Beziehung zu Amber Coffman, seiner langjährigen Partnerin in der Liebe wie in der Musik, ging in die Brüche. Neben all den Herausforderungen, die so eine Trennung mit sich bringt, musste Longstreth sich nun fragen: Wie geht es mit Dirty Projectors weiter? Seit 2007 war Coffman dabei, damals wuchs das Projekt zur mehrköpfigen Band an. In der Konstellation lief es bei Dirty Projectors so gut wie nie zuvor, große Erfolge hatten sie mit den Alben „Bitte Orca“ und „Swing Lo Magellan“.
Ganz schön schwierig, da neu anzusetzen. Aber andererseits eine Rückbesinnung auf die Wurzeln: Denn Dirty Projectors hat seinen Ursprung als Soloprojekt von David Longstreth. Und so führt er es nun weiter, unterstützt von vielen kollaborierenden Künstlerinnen und Künstlern und einer neuen Live-Band. Longstreths erste Platte „The Graceful Fallen Mango“ von 2001 war trauriger- und passenderweise auch ein „Breakup“-Album. Damals war Musik die beste Therapie für ihn, heute ist es nicht anders. Ehe er die Arbeit an „Dirty Projectors“ begann, warf sich Longstreth in die Arbeit mit anderen Musikerinnen und Musikern: Er entwarf Orchester-Arrangements für Joanna Newsom, produzierte Beats für Solange, und schrieb die Bridge von „FourFiveSeconds“, gesungen von Kanye West, Rihanna und Paul McCartney.
Auch Amber Coffmans neues Album „City Of No Reply“ produzierte Longstreth. Vom bösen Blut kann also nicht die Rede sein, aber dennoch ist „Dirty Projectors“ ein Album geworden, dass direkter nicht sein könnte. Schmerz, Trauer und Wut kommen hier eins zu eins rüber – keine Metaphern, keine Umschreibungen. Der Song „Keep Your Name“ macht auf mit den Zeilen „I don’t know why you abandoned me, you were my soulmate and partner“ – das singt Longstreth im Doppel mit sich selbst über ein harmonisch zerhacktes Loop von „Impregnable Question“, einem alten Dirty-Projectors-Song. Den charakteristischen Sound seiner Band hat er beibehalten: melodische Verdrehungen und rhythmische Vor- und Zurücksprünge, überraschende Samples und Verzerrungen – die Arrangements von Dirty Projectors bieten viel Raum zur Verwirrung, gehen aber immer direkt ins Ohr.
Besonders schön tut das auf dem Album „Up in Hudson“, der von „all the anger and pain“ handelt, aber leicht-beflügelnd wie ein früher Vampire-Weekend-Song klingt. Ähnlich verzaubernd zwischen Melancholie und Hoffnung schwingt auch „Cool Your Heart“, ein sprunghafter Track, der von Solange mitproduziert wurde und von Dawn Richards coolem Gesang geerdet wird. „Dirty Projectors“ behandelt Verlust und Trauer, aber widmet sich genauso positiven Erinnerungen und der Heilung. Besser kann man so einen Bruch im Leben nicht verarbeiten.
Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Dirty Projectors“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.