Kode9, der Gründer von Hyperdub (Foto: Maximilian Montgomery)
In einer Zeit, in der 100 Jahre Musikgeschichte auf einen Datenstick passen und sich Stilgrenzen zunehmend auflösen, müssen Labels für das herhalten, was über die Musik selbst hinausgeht, nämlich ästhetische und soziale Verbindlichkeiten herzustellen. Die Gründung des britischen Labels Hyperdub aus dem Schöpfergeist der agilen Londoner Clubmusikszene im Jahr 2004 etwa, bedeutete nichts weniger als einen Paradigmenwechsel in der Clubmusik. Dass das Label zum 10-jährigen Jubiläum den englischen AIM Independent Music Award als „Best Small Label“ erhalten hat, ist eine angemessene Würdigung. Denn dem unter der Ägide des rastlosen DJs, Musikers und Philosophiedozenten Steve Goodman alias Kode9 gegründete Label gelingt mit so unterschiedlichen Künstlern wie dem enigmatischen Burial und der obskuren Electronica-Queen Fatima Al Qadiri ein Spagat zwischen avantgardistischer Clubmusik und weirdem Artpop. Zwischen den bunt-fragilen UK-Funky-Beats von Scratcha DVA, dem vernebelten Synthiepop von Hype Williams oder dem düster-bedrohlichen Sound von Kode9 & The Spaceape hat das Label einen ästhetischen Rahmen geschaffen, der vor allem von einer gemeinsam Liebe zum Bass zusammengehalten wird. Im offiziellen AIM-Statement heißt es, das Label hätte es geschafft, eine kontinuierliche Reputation für herausfordernde Veröffentlichungen aufzubauen und sei deshalb eines der lebendigsten britischen Independent-Labels. Die Jury setzt sich vor allem aus Medienvertretern von BBC Radio 1, den Musikmagazinen The Quietus, NME, Vice und Mixmag zusammen. Darüber hinaus erhielt Labelboss Steve Goodman den „Innovator Award“. In seinem Hang zum Understatement bedankte sich Goodman vor allem bei der Label-Crew: „Dieser Award gilt allen Künstlern, mit denen ich zusammenarbeite und dem Team, das unsere Musik vertreibt und promotet.“