Konzertbericht: Polite Sleeper in Regensburg

Von friederikeherr, 16. Februar 2011

Päpstliche Ehrenbesuche oder das Unesco-Welterbe der malerischen Stadt an der Donau in Ostbayern interessieren an diesem Konzertabend im W1, dem mitten in den verwinkelten Gassen der Regensburger Altstadt gelegenen Zentrum für junge Kultur, wohl kaum jemanden der zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. Sie füllen den Raum vor der kleinen, fast ebenerdigen Bühne bereits kurz nach Einlass – in Erwartung folkiger, handgemachter Musik.

Polite Sleeper , das Indie-Folk Trio aus New York (nicht etwa Brooklyn, wie sie später während ihres Konzertes die Ankündigung auf ihrem Konzertplakat korrigieren, da 2/3 der Band mittlerweile in Manhattan wohnen) bringen ihren von Stagepiano und Schlagzeug angetriebenen Gitarren-Folk nicht zum ersten Mal auf die Bühnen der Stadt. Und so wirkt es mehr als stimmig, dass der Abend von einem alten Freund und ehemaligen Tourbegleiter der Band namens Sebastian Troll eröffnet wird. Bekannt als Gitarrist und Sänger der Regensburger Country/Americana-Formation Mason Dixon Linebringt er an diesem Abend ein eindringliches bis beschwingtes Soloprogramm an seiner Gitarre zu Gehör, das in vielen Momenten an Songwriter wie Rocky Votolato oder Kristofer Aström und deren Geschichten vom Leben zwischen Musik, Liebe und Alltag erinnert.

Bei den letzten drei Songs seines Sets lässt er sich an Gitarre, Schlagzeug, Klavier und Mikrofon von Polite Sleeper unterstützen, schafft damit einen gleitenden Übergang zu deren eigenem Auftritt und das gut gelaunte Hin und Her der vier Musiker auf der Bühne verbreitet auch im Publikum eine familiäre Atmosphäre, die durch Trolls späteren umgekehrten Gastauftritt bei Polite Sleeper nur verstärkt wird.

Sänger und Gitarrist Jason Orlovich, Schlagzeuger Tim Wilson und Keyboarder/Pianist Michael Curtes stellen auf dieser Tour das dritte und frisch aus dem Presswerk mitgebrachte Album “Turf“ vor, das nach dem verspielten und mit Sounds experimentierenden zweiten Studioalbum “Lake Effect“ von 2009 sowohl wieder etwas mehr in Richtung des schroffen Post-Punks ihrer vorherigen Band The Yellow Press weist als auch neue Räume für Klavier, Stimme und Elemente wie z.B. Trompete und Hörner eröffnet.

Live und an diesem Abend stehen jedoch vor allem treibender Rhythmus, Akustik-Gitarre, ab und zu eine Kalimba und die aufrichtigen, kleinen Geschichten, die Songs wie “Weekday Shakes“ oder “Living In The Lower Case“ vom Leben, Musikmachen, arbeiten und einsamen Nächten in den Bars einer Millionen-Metropole wie New York erzählen, im Vordergrund.

Wer hat nicht schon mal beobachtet, wie sich das Licht einer Kerze verändert und im Raum verteilt, wenn man eine Bierflasche davorstellt, fragt Sänger Jason beim Song “Candle To The Beer Light“.
Das Publikum zeigt sich sichtlich amüsiert.

Die eingeforderten zwei Zugaben bestreiten Polite Sleeper u.a. mit einer Uptempo-Version des Songs “Gin And Duct Tape“ von ihrem ersten Album „Seens“ und werden dabei von einigen textsicheren und mitwippenden ersten Reihen im Publikum begleitet, bevor sich die lebhafte Menge anschließend an diesem Freitagabend durch die kleinen Gassen ins Regensburger Nachtleben zerstreut.

Weitere Konzerttermine von Polite Sleeper:

19.02.2011 Winterthur (CH) – Kraftfeld
20.02.2011 Luzern (CH) – Treibhaus
21.02.2011 Freiburg – Cafe Atlantik
22.02.2011 Saarbrücken – Sparte 4
23.02.2011 Nürnberg – Zentralcafe im K4
24.02.2011 München – Cafe Kopfeck
25.02.2011 Offenbach – Hafen 2
26.02.2011 Würzburg – Immerhin

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Miami Horror in Hamburg
    Unser Autor Matthes Köppinghoff hat ein ziemlich kommunikationsarmes Konzert besucht. Was Miami Horror im Hamburger Molotow von sich preisgaben, das waren vor allem Gitarrenposen. Dem Publikum hat's gefallen, selbst das verkehrte Paul-Simon-Cover zum Schluss....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.