Marianne Faithfull ist im Alter von 78 Jahren gestorben (Foto: Rosie Matheson )
Die britische Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull ist gestern im Alter von 78 Jahren gestorben. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Faithfull oft zur Stones-Muse degradiert, trat jedoch schon seit Mitte der 1960er als Sängerin und Songwriterin in Erscheinung. So war sie etwa Co-Autorin des Stones-Songs „Sister Morphine“, auch wenn sie ihren Songwriting-Credit gerichtlich erwirken musste. Ende der 70er fand sie nach Jahren des Ringens mit körperlichen und psychischen Problem ihre charakteristisch rauchige Stimme und auch größere Anerkennung.
Als 1965 Mick Jagger und Keith Richards ihren ersten gemeinsamen Song „As Tears Go By“ schrieben, war Marianne Faithfull erst 17 Jahre alt. Über Nacht wurde sie nicht nur als erst Interpretin der Komposition zum Star, sondern auch wegen ihrer Beziehung zum Stones-Sänger. Gemeinsam galten sie als Traumpaar der Swinging Sixties. Faithfull inspirierte Jagger und Richards, mit dem ihr ebenfalls eine Affäre nachgesagt wurde, zu Hits wie „You Can’t Always Get What You Want“. Doch Faithfull wurde auch zum Symbol der Zerstörungskraft des Rock-’n’-Roll-Lifestyles. Ende der 60er wurde sie drogenabhängig und – trotz ihrer Bekanntheit als Sängerin und Schauspielerin – zeitweise wohnungslos.
Musik als Katharsis
Aus ihrem Grammy-nominierten 1979er Album „Broken English“ klingt Faithfulls bewegte Biografie heraus. Mit merklich tieferer Stimme singt sie darauf von Realitätsverlust, der Abhängigkeit von Drogen und Männern und gibt nicht nur Einblick in die Verheerungen ihrer vorangegangenen Lebensjahre, sondern erscheint auch als Stimme einer Generation, die nach psychedelischer Selbsterforschung den Reality-Check erlebt. Mit dem Album schaffte Faithfull nicht nur den Wiedereinstieg als arbeitende Künstlerin, sondern auch die Emanzipation von ihrem Image als Stones-Muse.
Als Solokünstlerin veröffentlichte Marianne Faithfull insgesamt 20 Alben, arbeitete mit PJ Harvey, Roger Waters oder ihrem langjährigen Bewunderer Nick Cave zusammen. Auch an ihren Erfolg als Schauspielerin, die mit dem 1968er Erotikdarama „Girl On A Motorcycle“ begann, konnte Faithfull anschließen. 2006 erschien sie beispielsweise in der Rolle der österreichischen Kaiserin Maria Theresa in Sofia Coppolas Historienfilm „Marie Antoinette“, wurde für ihre Darstellung in Sam Garbarskis „Irina Palm“ bei den European Film Awards als „Beste Schauspielerin“ nominiert und lieh jüngst ihre Stimme den Bene Gesserit im Sci-Fi-Blockbuster „Dune“.
In ihren letzten Lebensjahren hatte Marianne Faithfull mit den Folgen ihrer Corona-Infektion zu kämpfen. Nach intensivmedizinischer Betreuung während der Erkrankung blieb die 60s-Ikone pflegebedürftig. Um die steigenden Behandlungskosten zu decken, schlossen sich einige bekannte Künstler*innen, unter ihnen Iggy Pop, Cat Power und Lydia Lunch, für ein Tribute-Album zusammen. Der Erlös ermöglichte die Unterbringung in einem Londoner Seniorenheim, wo Marianne Faithfull nun im Alter von 78 Jahren starb.
Diskussionen
1 KommentareDET
Feb 1, 2025Good Bye Marianne 😢