Neue Platten: 31Knots – „Trump Harm“

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? 1997 wurde die Band 31Knots von Joe Haege, dem Sänger und Gitarristen der Truppe, in Chicago gegründet. Schnell siedelten die drei Männer nach Portland, Oregon, über, noch bevor die Stadt zu einer geradezu vor Kreativität sprudelnden Musikhochburg der USA wurde. Nach dem im Jahr 2000 selbstveröffentlichten Debütalbum „Climax/Anticlimax“ arbeitete die Band zunächst mit dem in Michigan ansässigen Label 54º40′ or Fight! und wechselte 2005 zu Polyvinyl, wo jetzt auch das aktuelle Album „Trump Harm“ erscheint.

Was? Die Musik der Band aus Portland ist nicht leicht in Worte zu fassen. Irgendwo zwischen Math-Rock, experimenteller Musik, Punk und dann doch wieder Indie-Rock, der jedoch zu keinem Zeitpunkt zu geradlinig oder langweilig gestaltet ist, bewegen sich 31Knots. Joe Haege ist seit geraumer Zeit auch als Live-Gitarrist mit der ebenfalls aus Portland stammenden Band Menomena unterwegs. Anfang 2011 brachte er mit Tu Fawning das nicht nur von Kritikern geliebte und gelobte Album „Hearts On Hold“ heraus. Irgendwo zwischen diesen zwei Referenzpolen sind auch 31Knots zu verorten, weniger melancholisch und atmosphärisch zwar als Tu Fawning, dafür umso energiegeladener. So schwer sich die Musik in irgendein Genrekorsett zwängen lässt, so viel kann man andererseits über sie sagen, wenn man sie beschreibt – denn es passiert viel auf „Trump Harm“. „Onanist’s Vacation“ beispielsweise beginnt mit einem trockenen, energetisch gespielten Schlagzeug, ein hüpfender ebenso trockener Bass kommt hinzu, danach eine schnell und dennoch abgehackt gespielte Akustikgitarre. In „Candles On Open Water“ wird die Akustikgitarre gegen ihre elektrische Schwester ausgetauscht, das Stereopanorama wird ausgenutzt, um verschiedene miniaturhafte Gitarrenschnipsel links, rechts und mittig zu platzieren. „A Lot Can Tell“ serviert uns ein ausgiebiges Gitarrensolo, das man Haege aber gerne verzeiht, weil es, bevor es zu schwülstig wird, auf sympathische Weise ganz abrupt abgebrochen wird. So ließe sich noch Stunden fortfahren, weil das Wort „Abwechslungsreichtum“ auf dem Album ganz groß geschrieben wird.

Warum? 31Knots bringen mit „Trump Harm“ bereits ihr siebtes Album heraus. Trotzdem kennt sie – abgesehen von überschaubaren Szenekreisen – bislang kaum jemand. Die Band selbst ist sich dieser Stellung dabei durchaus bewusst: „We will be the next big thing on a cold day in hell“, sagte Joe Haege einmal in einem Interview. Warum nur?, fragt man sich da schnell. Vielleicht, weil 31Knots vielen zu komplex und zu technisch sind? Das ist schade. Denn die Band macht eigentlich sehr ansprechende Musik. Sie präsentieren erstklassiges musikalisches Können, das allerdings nicht zu nerdig verpackt ist, sondern durchaus zugänglich gestaltet ist. Leider kommt Musik, die sich abseits von irgendwelchen Hypes abspielt, aber eigentlich oftmals viel interessanter als diese ist, wohl selten über eine überschaubare Zahl an Hörern hinaus. Zu Unrecht.

Label: Polyvinyl | Kaufen

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