Candie Hank – „Demons“ (Shitkatapult)
8,0
Candie Hank ist das leicht exzentrische Halbwelt-Alter-Ego von Patric Catani, seines Zeichens Gabba-Veteran, Digital-Hardcore-Krawallbruder und auch sonst Hansdampf in allen Gassen. In seiner Inkarnation als Candie Hank gibt Catani den elektrischen Gentleman-Trickster, der zwischen Rock ’n’ Roll, Surf-Style, blecherner Chiptune-Ästhetik und trashigem Ostblock-Charme changiert.
Während er in einer anderen seiner aktuellen Inkarnationen, dem Duo Driver & Driver, als Techno-Punk kompromisslos auf die Pauke haut und dabei vor allem auf derbe, parolenhafte Songs setzt, ist sein Candie-Hank-Sound wesentlich vielfältiger, besitzt dabei aber nicht weniger Energie und Kraft. Kitschige Synth-Sounds, aufgekratzte Cartoon-Musik, Elektro-Polka und schranzige Techno-Schützenfest-Tunes, das ist das musikalische Material, zu dem Candie Hank auf dem aktuellen Album seine inneren Dämonen tanzen lässt.
Ein prominentes, wenn auch nicht das einzige Motiv von „Demons“ ist der deutliche zentraleuropäische Einschlag. Aufgenommen wurde das Album laut Linernotes nämlich über den Zeitraum der letzten sieben Jahre zwischen Berlin und Bukarest. Auf seiner Facebook-Seite posiert der Künstler dazu mit Bauschaufel auf der Schulter vor der Kulisse eines siebenbürgischen Dorfes, und wenn dann noch Stücke „Babyshka Demona“ oder „Transylvanian Voodoo“ heißen, dann überrascht es wenig, wenn neben Polka-Rhythmen und Balalaika-Samples auch sonst viele exotische Sounds die elf überwiegend instrumentalen Stücke bestimmen.
Bereits das Eröffnungsstück „The Fox“ ist ein nach vorne treibendes Kammerstück, das auf geniale Weise Spukschloss-Orgeln, Surfgitarre und quäkige Acid-Synths zusammenbringt. Irgendwo zwischen albern und bedrohlich angesiedelt sind auch Stücke wie „Solaris And Shadowism“ oder „Magnetic Forcefield“. Sie funktionieren einerseits als schräge Computerspiel-Soundtracks, unterstreichen aber sogleich auch Catanis Vorliebe für skurrile Film- und Hörspiel-Samples. Hier noch ein säuselnder, thereminartiger Synth, dazu noch ein Plastik-Spinett und ein Schuss Geister-Dub – so wirkt „Demons“ zum Teil wie der Soundtrack zu einem schrottigen Karpaten-Horrorfilm im Tarantino-Style.
Daneben finden sich auch einige potenzielle Hits auf „Demons“. Etwa das aufgekratzte „Elevator Life“, das Candie Hank mit swingender Flummi-Bassline und quietschigen Chipsounds in Bestform zeigt. Bei „Swimming Rabbit“ sorgen eingängigere Melodien und die japanischen Vocals von Yuko Matsuyama für einen echten Ohrwurm-Effekt und das hochtourige Schlagzeug und die Tremolo-Gitarren bei „Every Night“ sowie beim Schlusstrack „Peace (With My Demons)“ zeigen Candie Hanks Songwriting-Talent in Reinform und gleichzeitig den altemlosen Höhepunkt des Albums. Dass Catani hier am Ende wirklich Frieden mit seinen Dämonen schließt, ist unwahrscheinlich. Doch der ganze Wahnsinn ist auf jeden Fall kontrolliert und hat Methode.
Label: Shitkatapult | Kaufen