Neue Platten: Kate Bush – „Director’s Cut“

Von juliereil, 24. Mai 2011

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Altmeisterin und Ausnahmekünstlerin Kate Bush kehrt mit einem neuen Album zurück. In ihrer mehr als 30 Jahre währenden Karriere hat die britische Sängerin und Songwriterin mit progressiven Konzepten und eigenwilligen Kompositionen bewiesen, dass künstlerischer Anspruch und kommerzieller Erfolg kein Widerspruch sein müssen. Zu Recht gilt sie als vielleicht die „unabhängigste Frau der Popmusik“ (Spiegel Online), der aufgrund ihres immensen Erfolgs bereits mit ersten Veröffentlichungen vergleichsweise große künstlerische Freiheiten von Seiten der Plattenfirma eingeräumt wurden.

Was? Beim Film bezeichnet der Director’s Cut die Schnittversion eines Filmes nach dessen Veröffentlichung, die der Regisseur als seine favourisierte Endfassung erstellt. Ganz ähnlich verfährt Bush auf ihrer aktuellen Platte „Director’s Cut“ mit älteren Songs, die sie bereits auf ihren beiden früheren Alben „The Sensual World“(1989) und „The Red Shoes“ (1993) veröffentlicht hat. Stücke wie „ Lily“, „Deeper Understanding“ oder „This Woman´s Work“ wurden neu arrangiert und aufgenommen. Im Fall von „The Sensual World“ kam es sogar zu einer Umbenennung des Songs in „Flower Of The Mountain“. Der Songtext beinhaltet nun, wie ursprünglich von Bush gewünscht, Textauszüge aus dem Werk „Ulysses“ von James Joyce, deren Verwendung ihr aber erst nachträglich von den Erben des irischen Schriftstellers erlaubt wurde.

Warum? Eine gewisse Unzufriedenheit muss es wohl gewesen sein, die Bush dazu bewogen hat, bestimmte Songs noch einmal neu zu interpretieren. Sie hätte das Gefühl gehabt, „aus diesen Songs so viel mehr herausholen zu können, dass sie zu neuen Liedern werden.“ (Interview mit Spiegel Online) Gänzlich „neue Lieder“ sind auf „Director’s Cut“ nun nicht zu hören, und auch die Arrangements hätten so schon auf früheren Platten von Kate Bush zu hören sein können. Dennoch ist „Director’s Cut“ eine vielschichtige, interessante Platte, die mit allerlei technischen Spielereien der modernen Popmusik aufwartet. Diese werden bei Bush jedoch nicht auf bloße Soundeffekte reduziert, sondern haben eine programmatische Funktion, was die Sache spannend macht. Bei dem Song „Deeper Understanding“ beispielsweise experimentiert Bush mit Verfremdungseffekten der natürlichen Stimme, die das Thema des Songs, das Liebesverhältnis zu einem Computer, musikalisch kommentieren. Vor einem solchen Hintergrund haben die Neu-Deutungen des Altbekannten auf „Director’s Cut“ durchaus ihren Reiz, bringen darüberhinaus aber nichts Neues.

Label: Souterrain Transmissions (rough trade) | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • 12.02.: Wir fühlen mit Euch
    Das war ehrlich nicht geplant, dass sie so morbide gerät, die heutige Presseschau. Aber wir können ja auch nur das Beste aus dem machen, das uns das tägliche Pressefutter so bietet:Ein trauriger Todesfall, ein kurioser Grund zum töten und ein Thema, dass jetzt endlich und endgültig beerdigt werden kann....
  • Foto von Julia Jacklin
    Im ByteFM Magazin spielte die australische Indie-Folk-Künstlerin Julia Jacklin eine intime Version ihrer Selbstermächtigungs-Hymne „Head Alone“....
  • Fünf Jahre taz.mixtape bei ByteFM
    Seit einem halben Jahrzehnt vereinen Klaus Walter und Julian Weber im taz.mixtape Popkritik aus dem Print-Feuilleton und moderiertes Musik-Radio. In der Jubiläumsausgabe am 8. März 2019 sind beide im Gespräch mit Diviam Hoffmann....


Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    mk
    Mai 25, 2011 Reply

    Gut getroffen. Eine schöne Platte, gerade nach „Aerial“. Im Tenor ähnlich: http://musik-am-montag.de/2011/05/kate-bush-directors-cut/.

Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.