Ninja Tune
7,8
Blues, Südstaaten, staubige Straßen, Robert Johnson, dem nachgesagt wird, er habe seine Seele an den Teufel verkauft. In dieses Bild will sich der Kanadier Eric San alias Kid Koala nicht so recht einfügen. Bekommt man die Gelegenheit, ihn einmal bei einem seiner Konzerte zu sehen, stellt man schnell fest, mit welcher Freude er hinter den Plattenspielern steht. Er strahlt sein Publikum an und man fragt sich, wie so eine glücklich wirkende Person sich derart konsequent dem Blues verschreiben kann? Vielleicht muss man eine fröhliche Persönlichkeit haben, um sich der dem Blues innewohnenden Trauer vollkommen hingeben zu können, ohne daran zu zerbrechen.
Eine gewisse Melancholie ist wohl der gemeinsame Nenner aller Arbeiten von Kid Koala, seien es seine Alben oder seine Comics. Er hat eine Schwäche für Außenseiter, das Suchen nach Liebe und Verlust. Welche Musikart eignet sich für diese Themen besser als Blues? Wohl kaum eine andere Musikrichtung schafft es, im Moment der Trauer solch eine Energie zu entwickeln; wird man von dieser Energie gepackt, befreit sie von Melancholie, wenn auch nur für einen Moment. Es sind diese Momente, die „12 Bit Blues“ stark machen. Kid Koala bleibt seinem einzigartigen Turntablism-Stil treu, er nutzt handverlesene Samples und seine präzisen Cuts, um seine Lieder zum Leben zu erwecken. Die Grundlage schafft er auf seinem aktuellen Album mit der Ur-Maschine des HipHop, einem E-mu-SP-1200-Sampler mit 12-Bit-Auflösung und zehn Sekunden Samplezeit. Will man das Maximum aus der limitierten Zeit herausholen, muss man die Samples mit hoher Geschwindigkeit aufnehmen, um sie anschließend wieder stark herunter zu pitchen. So erhält man den typisch körnigen 12-Bit-Sound, der den SP-1200 ausmacht.
Kid Koala schafft es, mit der Kombination aus Plattenspieler, Sampler und Multitrack-Recorder, ein in sich schlüssiges Album mit starken Momenten zu schustern. Er erfindet das Rad nicht neu, zeigt aber, was man musikalisch so alles anstellen kann, auch fernab von Ableton und Co.
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