Neue Platten: Phoenix – "Bankrupt!"

Von alenakruse, 6. Mai 2013

Phoenix - Bankrupt! (Warner)Phoenix – „Bankrupt!“ (Warner)

6,0

Da ist es, das langersehnte fünfte Album der Franzosen von Phoenix. Ganze vier Jahre sind seit dem von Kritikern gefeierten Vorgänger „Wolfgang Amadeus Phoenix“ vergangen und gespannt wartete die Musikwelt auf einen ebenso grandiosen Nachfolger. Im schlichten Pfirsichgewand steht die Platte jetzt endlich auch bei uns in den Verkaufsregalen und hat neben dem fragwürdigen Cover-Design eine ganze Menge Synthie-Pop zu bieten.

Nach der Ankündigung, „Bankrupt!“ käme eine ganze Ecke experimenteller daher als alles zuvor Gewesene, stieg die Spannung: Was zaubern die vier Musiker diesmal auf ihren Tonträger? Experimentell ist dabei wohl die neue Band-Policy: Synthies rauf, Gitarren runter. Thomas Mars, Christian Mazzalai, Laurent Brancowitz und Deck d’Arcy haben mit „Bankrupt!“ den „Wolfgang-Amadeus-Phoenix“-Kurs weiterverfolgt und erweitert.

Diverse asiatisch anmutende Song-Elemente und auffallend betonter Vintage-Synthie-Einsatz erinnern an den Pop der 80er-Jahre. Auf der ersten Singleauskopplung „Entertainment“ schlägt einem David Bowies „China Girl“ entgegen und auch sonst ist ein Großteil der Songs mit einem seltsamen orientalischen Gimmick bestückt worden, bei manchen funktioniert das allerdings besser als in „Entertainment“. So zum Beispiel in „The Real Thing“ und „Trying To Be Cool“. Auch der epische, melancholische und hauptsächlich instrumentale Song in der Album-Mitte fehlt nicht. Auf „It’s Never Been Like That“ war es „North“, „Wolfgang Amadeus Phoenix“ präsentierte ihn uns zweiteilig mit „Love Like A Sunset“ und auf „Bankrupt!“ trägt er als fünfter Track den Namen des Albums. Tatsächlich schafft der Song am ehesten Atmosphäre und weckt Gefühl.

Gleich im darauffolgenden „Drakkar Noir“ wird allerdings wieder der orientalische Jingle laut und verscheucht den kleinen Emotionsanstoß. Dazu singt Thomas Mars euphorisch die Zeilen „[…] in the jangle jungle, jingle junkie, juggle juggle me […]“, wie passend. Bekanntermaßen setzen Phoenix ja gerne mal verrückt Wörter und Sätze aneinander, die nicht immer Sinn ergeben, aber hier wird das dann doch etwas albern. Wenigstens passen die Wörter zur Melodie und machen damit aus „Drakkar Noir“ einen Pop-Song, der gute Laune verspricht, für jene, denen die ausgefallene Synthie-Pop-Umsetzung gefällt. Der nächste, sehr gelungene Song „Chloroform“ lässt die Stimmung wieder etwas ruhiger und entspannter werden. Mit dem langsamen, stetigen Grundbeat hat er fast schon eine Art Zeitlupen-Charakter. Songpassagen wie „I don’t like it if you miss me, why would I long for you?“ und der Refrain „My love, my love, my love is – Cruel“ vervollständigen das melancholische Gesamtpaket. „Bourgeois“ ist ebenfalls ruhiger als der Rest des Albums und etwas melancholisch angehaucht, während der darauffolgende und letzte Track „Oblique City“ wieder zum Tanzen einlädt. Ein guter Abschluss-Song für die Platte.

Mit „Bankrupt!“ stellen Phoenix ein gut gemachtes und spezielles Album vor. Bei jedem Hören fällt einem wieder etwas Neues an den Songs auf. Insgesamt hätte man sich den asiatischen Jingle aber sparen können und auch der dominante Synthie-Einsatz wird bei einigen Songs anstrengend. Vielleicht hätten ein paar mehr Gitarrenklänge „Bankrupt!“ besser gestanden.

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