(Hazelwood Vinyl Plastics)
8,0
Mit “Miss You In The Days” legen The Miserable Rich ihr mittlerweile drittes Album vor. Wer die Band aus Brighton von ihren beiden großartigen Langspielern „12 Ways To Count“ und „Of Flight And Fury“ kennen und schätzen gelernt hat, wird auf dem neuen Werk einige Veränderungen feststellen. Die offensichtlichste davon ist die Erweiterung des Musikerkollektivs um einen Drummer, der auch gleich beim Eröffnungsstück „Laid Up In Lavender“ oder dem ungewöhnlich schnellen „Pillion“ für eine gesteigerte Dynamik verantwortlich zeichnet. Zuvor hatten sich die Bandmitglieder wechselweise um die perkussiven Elemente gekümmert. Neu sind auch eine gewisse Ernsthaftigkeit gegenüber der Thematik des eigenen Schaffens und damit verbunden vielleicht auch eine bewusste Distanzierung von einem konstruierten (Kunst)werk. Die wichtigste Neuerung betrifft aber zweifelsohne die Herangehensweise an das Album an sich. „Miss You In The Days“ ist ein Konzeptalbum durch und durch. Alles dreht sich um Geister, Gruselgeschichten, (sexuelle) Besessenheit, Obskures, Übernatürliches. Die Idee dazu stammt von Sänger James de Malplaquet, der einen Schritt weg von den Vorgängerwerken machen wollte hin zu einem Abenteuer – wie er in einem Interview dazu sagte.
Vor kurzem hat Björk mit „Biophilia“ gezeigt, wie umfassend das Thema Konzeptalbum definiert werden kann. The Miserable Rich gehen zwar nicht so weit, haben aber keineswegs bescheidene Ansprüche an ihr durchdachtes Vorhaben. Die angesprochenen Themen ziehen sich klarerweise als Leitmotiv durch die elf Tracks. Dazu kommen noch einige weitere Punkte: Die Aufnahme des Albums erfolgte an dem laut National Trust verwunschenstem Ort Großbritanniens – der Blickling Hall in der Provinz Norfolk; veröffentlicht wurde „Miss You In The Days“ an Halloween; und für ihre anstehende Tour haben sich The Miserable Rich auch noch besonders gruselige Spielplätze ausgesucht.
Bei so viel Neuem bleiben leider auch ein paar alte Qualitäten auf der Strecke. Musikalisch ist ihnen mit „Miss You In The Days“ sicherlich die gewünschte Weiterentwicklung gelungen. Was fehlt ist allerdings der charmante, spitzbübische Witz, der vor allem bei Songs wie „Hungover“ oder „Pisshead“ verzauberte. Manchmal stört auch der eine oder andere vorhersehbare Reim wie beispielsweise bei „Honesty“ oder eine abgenutzte Vampir-Metapher bei „Ringing The Changes“. Als Ganzes betrachtet ist „Miss You In The Days“ aber ein richtig gutes Album geworden, vor allem weil sich The Miserable Rich ihrem Thema nicht mit einer esoterischen Verklärtheit, sondern vielmehr mit einer liebevollen Neugier für die Geschichten hinter dem Fantastischen genähert haben.