Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.
Wer? Hinter dem Projekt tUnE-yArDs verbirgt sich die Singer/Songwriterin Merrill Garbus. Nach ihrem Debütalbum „BiRd-BrAiNs“ folgt nun bereits ihr zweiter Streich mit der Platte „W H O K I L L“. Neben ihrer Arbeit als Solokünstlerin ist die Amerikanerin gleichzeitig Teil der Kombo Sister Suvi, in der sie mit Patrick Gregoire und Nico Dann aktiv ist.
Was? Müsste ich „W H O K I L L“ eine Metapher zuweisen, würde die Wahl auf den Begriff „Cocktail“ fallen – ein buntes blubberndes Überraschungsgetränk mit vielen Zutaten, vielleicht ein paar zu vielen für meinen Geschmack. Was ist da bitte alles drin? – Eine gehörige Portion Afrobeats, Reggae und Hiphop mit einem Schuss Rock, einer Spur Folk und einer Garnitur aus Ukulele und Doo Wop-Gesang. Dass einem dabei nicht sofort schwindelig wird, dafür sorgt die einprägsame Stimme von Garbus, die die collagenartigen Stücke zusammenhält. Der expressive Gesang hat einen hohen Widererkennungswert, wirkt bisweilen aber auch ein wenig angestrengt.
Warum? Ausgerüstet mit einem schlichten Analogrekorder nimmt Garbus ihr Debüt als Tape auf und stellt es ins Internet, bevor das UK-Label 4AD sie unter Vertrag nimmt und „BiRd-BrAiNs“ im November 2009 als CD auf den Markt bringt. Unter professionellen Studiobedingungen hat Garbus nun ihr zweites Album produziert und dabei mit dem Bassisten Nate Brenner zusammengearbeitet, der einige der Songs auf der Platte mit ihr zusammen geschrieben hat. Dabei ist ein Album entstanden, das auf eingängige Melodien setzt und dessen Sound insgesamt glatter klingt. Vom Protestsong „My Country“ über funkigere Nummern wie „Killa“ und „Es-so“ bis zum Wiegenlied „Wolly Wolly Gong“ umfasst die Platte ein breites stilistisches Spektrum. Musikalische Motive wiederholen sich dabei und belegen die strukturelle Geschlossenheit des Albums. Dem Projekt tUnE-yArDs wird oft eine große Freude an experimentellen Klangwelten nachgesagt. Bei dieser Platte kommen jedoch Effekte der Studiotechnik zum Einsatz, die schon seit vierzig Jahren als innovativ gelten. Ein solides Pop Album, das ist „W H O K I L L“, nicht mehr und nicht weniger. Keine Zauberei, aber gutes Handwerk.