Neue Platten: Von Spar – „Streetlife“

Von Philipp Rhensius, 3. November 2014

Cover des Albums Streetlife von Von SparVon Spar – „Streetlife“ (Italic)

8,4

Nach ein paar Sekunden ist eigentlich bereits alles gesagt. Eine abfallende, dreitönige Melodie, ein begleitender Keyboardakkord und eine ziemlich clappige 80s-Snare. Dann vergehen 16 Takte, bis ein unaufdringlicher Gesang einsetzt. „Chain Of Command“ heißt dieser erste Song des neuen Albums der Band Von Spar – und er enthält schon vieles von dem, was noch folgen wird. „Streetlife“ ist ein musikalischer Flirt mit angekitschtem Discosound, Synthiepop und „Eis-am-Stiel“-Soundtrack.

Die Kölner Band Von Spar hat sich im Laufe ihrer inzwischen elfjährigen Karriere immer wieder, Vorsicht: Floskel, neu erfunden. So folgte nach dem deutschsprachigen Indiepop-Debüt „Die Uneingeschränkte Freiheit Der Privaten Initiative“ 2010 das von Krautrock beeinflusste Drittwerk „Foreigner“. Nachdem sie 2013 im Rahmen des Kölner Week-End-Festivals zusammen mit dem Pavement-Sänger Stephen Malkmus eine Neuinterpretation des Albums „Ege Bamyasi“ der legendären Krautrockband Can gespielt hatten, bewegten sich Von Spar immer mehr in Richtung Club und fanden gleichzeitig neue Kooperationspartner. So arbeitete die Band für das neue Album mit der britischen Sängerin Scout Niblett, der der deutschen Musikerin Ada und dem Kanadier Chris Cummings zusammen.

Die unterschiedlichen beteiligten Musiker hört man dem Album an. So wird der poppige Eröffnungstrack vom entschleunigten Funk des Songs „Breaking Formation“ abgelöst, bei dem im zweiten Teil ein Softporno-Saxofon losschmettert – ein eigentlich ganz lustiges Leitmotiv, das auch an anderen Stellen vorkommt, etwa im Song „Try Though We Might“, der sich zudem gut als Soundtrack für eine deutsche Vorabendserie eignen würde. Das Highlight ist jedoch das radikal reduzierte „Hearts Fear“, ein Track, der sich mit seinen frei schwebenden Tönen und rhythmischen Überraschungen sehr zurückgelehnt aufbaut und mit seinem beeindruckend transparenten Sounddesign zwischen Dub, schwebendem Synthie-Pop und endlosen Hallräumen an The xx oder Zombys frühe Wonky-Entwürfe erinnert. „Streetlife“ passt eigentlich perfekt ins Jahr 2014. Denn mit seinen ständigen Referenzen auf 80s-Pop verklärt es zwar eine Vergangenheit, aber ohne dabei die Gegenwart aus den Augen zu verlieren.

Label: Italic
Kaufen: artistxite-Shop

Von Spar live, präsentiert von ByteFM:

24.11.14 Jena – Café Wagner
25.11.14 Berlin – Kantine am Berghain
26.11.14 Chemnitz – Atomino
27.11.14 Leipzig – Conne Island
28.11.14 Hamburg – Golden Pudel Club
29.11.14 Köln – Week-End Fest

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Jamie xx – „In Colour“ (Album der Woche)
    Dance-Musik macht Jamie xx glücklich. Mit seinem Debütalbum "In Colour" gibt der 26-Jährige ein Stück von diesem Glück weiter. "In Colour" ist ein in vielen Farben schillerndes House-Dubstep-Amalgam. Soundschnipsel aus Jungle-Dokus und hochkarätige Gäste treffen auf pluckernde Arpeggios, dröhnende Synths und lässige Beats....
  • Tropical-Kraut-Funk: „Slow Despair“ von Dumbo Tracks
    „Slow Despair“ (feat. Marker Starling) ist die zweite Single vom neuen Album des Kölner Produzenten Dumbo Tracks. Unser Track des Tages!...
  • Cover des Albums Yes Lawd! von NxWorries
    Knxwledge bastelt lässige Samples à la Madlib, Anderson .Paak rappt locker und mit viel Soul darüber. Ein paar uneilige Beats dazu – fertig ist „Yes Lawd!“, das Debüt der HipHop-Kollaboration mit dem Namen NxWorries....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.