Als er am 15. August 1969 auf die Bühne geht, wird hinter ihm noch gehämmert. Es handelt sich um eine unvorhergesehene Situation. Andere Bands, die eigentlich spielen sollen, stecken im Stau fest. Der Folksänger Richie Havens springt kurzfristig ein und eröffnet mit einem fast dreistündigen Auftritt das legendäre Woodstock-Festival. Selbst als ihm das Material ausgeht, fordern die Zuhörer weitere Zugaben von ihm. Er improvisiert daraufhin ein Lied, das auf dem alten Spiritual „Motherless Child“ basiert. Aus diesem wird später „Freedom“, ein Stück, das heute als die Hymne einer Generation gilt. Die Veröffentlichung des Woodstock-Films im Jahr 1970 verhilft ihm schließlich dazu, ein weltweites Millionenpublikum zu erreichen.
Am 21. Januar 1941 kommt Richie Havens in Brooklyn zur Welt. Früh beginnt er, sich mit Freunden aus der Nachbarschaft zu kleinen Doo-Wop-Gruppen zusammenzuschließen. Als 16-Jähriger tritt er mit den McCrea Gospel Singers auf. Vier Jahre später, gerade 20 Jahre alt, zieht er ins Greenwich Village im benachbarten Manhattan. „Ich sah das Village als einen Ort, an den man flüchten kann, um sich selbst zu verwirklichen“, erinnert sich Richie Havens. In den ersten beiden Jahren verdient er seinen Lebensunterhalt als Portraitzeichner, kommt aber gleichzeitig mit der lebhaften Folkszene im Village in Berührung, die auch andere berühmte Sänger wie Bob Dylan hervorbrachte. „Es dauerte einige Zeit, bis ich mich dazu entschloss, selbst eine Gitarre in die Hand zu nehmen“, sagt Havens. Doch er tut es schließlich und wird schnell über die Grenzen der Village-Folkszene hinaus bekannt.
Richie Havens vom Soul geprägter Gesangsstil gepaart mit seinem perkussiven Gitarrenspiel begeistern auch heute noch viele Menschen. Mittlerweile blickt er auf mehr als 25 veröffentlichte Alben zurück. Diese Zahl wird sich sicherlich noch erhöhen. Havens gibt seine Mission, etwas für eine bessere Welt zu tun, auch mit 70 Jahren nicht auf.
Im ByteFM Magazin ab 15 Uhr gratuliert Siri Keil zum 70. Geburtstag von Richie Havens.