Sóley, Sin Fang & Örvar Smárason – „Team Dreams“ (Rezension)

Von Michael Gehrig, 20. Januar 2018

Cover des Albums „Team Dreams“ von Sóley, Sin Fang & Örvar Smárason (Morr Music)Sóley, Sin Fang & Örvar Smárason – „Team Dreams“ (Morr Music)

6,7

Islands Musikszene fasziniert seit Jahren die internationale Musikpresse. Kaum ein Artikel über isländische KünstlerInnen oder Bands, in dem nicht an irgendeiner Stelle betont wird, wie großartig es doch sei, wie viele kreative Menschen das kleine Land mitten im Atlantik hervor bringe. Mit Sin Fang, Sóley und Örvar Smárason (múm, FM Belfast) legen nun drei dieser wunderbaren MusikerInnen ein Kollaborationsalbum vor, das als Werkschau eines interessanten Projekts zu verstehen ist.

Am Anfang von „Team Dreams“ stand die Idee von Sindri Már Sigfússon alias Sin Fang, Songs doch einfach mal direkt nach den Aufnahmen herauszubringen, anstatt sie teilweise jahrelang oder zumindest bis zur Produktion des nächsten Albums in der Schublade zu verstauen. Mit Sóley Stefánsdóttir, die auch Teil von Sin Fangs Band Seabear war, und Örvar Smárason fand er schnell zwei MitstreiterInnen, die mit ihm diese Idee in die Tat umsetzen wollten. Um dem Projekt die nötige Struktur zu verpassen, einigte man sich auf das folgende Grundgerüst: Wir nehmen zwölf Songs in zwölf Monaten auf und haben jeweils nur drei Tage Zeit, um den Song zu schreiben und zu produzieren.

Ein Album als „großes Ganzes“

Die dabei entstandenen Stücke sollten sofort veröffentlicht werden und landeten im Jahr 2017 monatlich auf Bandcamp. Somit finden sich auf „Team Dreams“ auch keinerlei Überraschungen. Nichtsdestotrotz macht die nachträgliche Veröffentlichung als Album Sinn. Einerseits, weil es das ambitionierte Projekt wunderbar zusammenfasst, andererseits aber auch, weil sich durch die Herangehensweise, jeden Monat an einem Song zu arbeiten, eine breite und vielschichtige Mischung ergibt, die erst beim Blick auf das große Ganze ersichtlich wird.

Ob ruhige Piano-Nummern („Wasted“, „Space“), atmosphärische Klanglandschaften à la Ólafur Arnalds („Love Will Leave You Cold“), gitarrenlastige Folk-Nummern („Citrus Light“), Downtempo-Experimente („Tennis“) oder klassische Pop-Nummern („Used And Confused“) – Sóley, Sin Fang und Örvar Smárason haben auf „Team Dreams“ ein unglaublich breites Sammelsurium unterschiedlicher Stile und Sound-Spielereien versammelt und zeigen ihre Qualitäten in Sachen Songwriting.

Das verwundert nicht, wenn drei gute KünstlerInnen über ein Jahr verteilt immer mal wieder zusammen sitzen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ebenso wenig verwunderlich, dass angesichts des strikten Rahmens, den sich die drei gesetzt haben, die ein oder andere Nummer auf „Team Dreams“ nicht ganz zu überzeugen weiß. Gerade gegen Ende des Albums, wo die drei den Pop fest in den Fokus nehmen, scheint sich eine gewisse Beliebigkeit breit zu machen, die im atmosphärisch wesentlich dichteren ersten Teil des Albums nahezu ausbleibt. Zum Glück runden die drei IsländerInnen mit „Dream Team Party Kids“, der letzten Single, die im Dezember erschien, das Album dann doch noch wunderbar ab. Ein Song, der durchaus als Hommage an die US-Band Beach House verstanden werden kann, deren Album „Teen Dream“ augenscheinlich als Namenspate herangezogen wurde und das in diesem letzten Song auch klanglich Einzug auf „Team Dreams“ hält.

Veröffentlichung: 19. Januar 2018
Label: Morr Music

Sóley, Sin Fang & Örvar Smárason zeigen ihre „Team Dreams“ live, präsentiert von ByteFM:

12.03.18 Hamburg – Kampnagel
13.03.18 Berlin – Silent Green
14.03.18 Köln – Gebäude 9

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