Daughter – „Not To Disappear“ (Album der Woche)

Daughter – „Not To Disappear“ (4AD)

Daughter – „Not To Disappear“ (4AD)

Sensible, kraftvolle Arrangements von Electronica und zurückhaltenden E-Gitarren bestimmte „If You Leave“, das Debüt von Daughter aus dem Jahr 2013. Über den Kompositionen nimmt die Stimme von Elena Tonra ihren Platz ein – die erscheint im ersten Moment fragil, aber ist viel mehr als das. Das beweist Tonra auch wieder auf „Not To Disappear“. Die Stimmung der zehn Lieder knüpft fast nahtlos an den Vorgänger an, jedoch wurde allem mehr Raum gegeben: dem Gesang, den Instrumenten, den Kompositionen an sich.

Den haben sie sich Stück für Stück erschaffen. Die Arbeit an „Not To Disappear“ führte die Band dazu, die Art der eigenen Zusammenarbeit zu überdenken und umzugestalten. In ihren Texten ist Elena Tonra direkter geworden, poetische Umschreibungen wurden gegen klare Worte getauscht wie „I don’t want to belong / to you / to anyone“. Und klarer wurde Tonra auch, was sie von der Band will. Im Interview mit The Line of Best Fit erzählen Daughter davon, dass sie sich mit „Not To Disappear“ bewiesen haben, Konflikte gemeinsam austarieren zu können.

Die Atmosphäre des neuen Albums driftet zwischen melancholisch und hoffnungsvoll, wiegt zwischen Ruhe und Ausbruch hin und her. Der Opener „New Ways“ entwickelt sich von einem subtilen Set-up aus hallendem Beat und einer einfachen Melodie zu einem intensiven Rausch aus krachenden Becken und flirrenden Gitarren. Auch „Doing The Right Thing“ füllt mit jedem Takt mehr Pausen, aufheulende Klänge umgarnen Tonras druckvolle Stimme mehr und mehr, am Ende gewinnt sie die Oberhand. Dass die Songs von Daughter auch perfekt mit technoiden Beats funktionieren, zeigt „Alone / With You“, das einen Remix erhoffen lässt.

Unter der Oberfläche ist seit „If You Leave“ viel passiert. Hörbar ist, dass sich Daughter mit ihrem Zweitling geöffnet haben. Für mehr Platz zum Atmen, Platz für feine Wechsel, für eine ausgeklügelte und um sich greifende Dynamik.

Veröffentlichung: 15. Januar 2016
Label: 4AD

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