25 Jahre „Bleach“

Nirvana - Bleach

„Died. Go to hell. Here I am. Right here.“ schreit Kurt Cobain auf dem großen Hidden-Track von „Nevermind“, auf den zerfetzten, siebeneinhalb zum Teil improvisierten Minuten von „Endless Nameless“. Nirvana zerlegen alles. Von wegen Annäherung an den Mainstream. Nach ihrem nicht gerade soften, aber doch mit eingängigen Hits gespicktem Durchbruch „Nevermind“ war „Endless Nameless“ ein Vorbote auf das folgende Mittelfinger-Album „In Utero“. Aber auch ein Rückblick auf ihre erste LP, die heute vor 25 Jahren auf Sub Pop veröffentlicht wurde: „Bleach“.

Auf „Nevermind“ perfektionieren Nirvana eine Laut-Leise-Struktur, nicht ganz unähnlich den Pixies, von denen sich Kurt Cobain nachweislich viel Inspiration holte. Aber auf „Bleach“ ist noch alles laut. Keine Ruhepausen, nichts zum Mitsingen, keine Übergänge, stattdessen: Repetititviät, Wut, Krach, nicht mehr Melodie, als gerade so nötig.

Schlappe 606 Dollar und 17 Cent kostet die Produktion des musikalischen Erdbebens, das Nirvana zum Jahreswechsel 1988/89 in der damaligen Hauptstadt des Grunge, Seattle, aufnehmen. Die Veröffentlichung erfolgt auf dem stilprägenden Indie-Label Sub Pop. „Bleach“ ist bis heute die erfolgreichste Veröffentlichung des Labels, „Nevermind“ erscheint zwei Jahre später schon auf der Major-Tochter Geffen. Mit Jack Endino kümmert sich der Haus-Produzent von Sub Pop um den richtigen Sound. Seine Produktion der Soundgarden EP „Screaming Life“ hat Cobain davon überzeugt, mit Endino den richtigen Mann für Nirvana gefunden zu haben.

Am 15. Juni 1989, heute vor 25 Jahren, wird „Bleach“ veröffentlicht. Mehr als ein Achtungs-Erfolg in den College-Radios bleibt aus, das Album schafft es nicht in die Charts. Erst im Zuge eines Re-Releases im Fahrtwind von „Nevermind“ und mit der Single-Auskopplung „About A Girl“ vom berühmten MTV Unplugged-Konzert erhält „Bleach“ auch außerhalb der Grunge-Szene größere Aufmerksamkeit.

Dass gerade „About A Girl“ den Bekanntheitsgrad von „Bleach“ erhöht, ist symptomatisch für die Rezeption Nirvanas. Das bereits nach dem auf „Nevermind“ perfektionierten Leise-Laut-Schema strukturierte Lied schiebt sich zwischen die ersten vier, von wut infizierten Gitarren-Gewitter von „Bleach“ und ist so das einzige Stück des Albums, dass man sich auf „Nevermind“ hätte vorstellen können.

Danach ist allerdings wieder alles trouble: „Suck! Drone! Stoned! I’m a negative creep“ – „Ich bin ein erfolgloser, widerlicher Typ“ singt Kurt Cobain. Jedoch war er einer der wichtigsten für die gesamte Musik- und Popkultur der 90er Jahre. Im Holzfällerhemd hat er mit „Bleach“ einen Mammutbaum gepflanzt, der nicht so schnell vergehen wird.

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