Aksak Maboul – „Figures“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers „Figures“ von Aksak Maboul

Aksak Maboul – „Figures“ (Crammed Discs)

„Figures” ist ein willkommenes Lebenszeichen einer weitgehend vergessenen Band. Das Aksak-Maboul-Projekt des Belgiers Marc Hollander blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das erste Album der Avantgarde-Pop-Formation erschien 1977 unter dem Namen „Onze Danses Pour Combattre La Migraine” („Elf Tänze zur Bekämpfung der Migräne”). Es verband die Herangehensweise der englischen Canterbury-Szene um vom Jazz beeinflusste Progrock-Bands wie Soft Machine und National Health mit Einflüssen außereuropäischer Kulturen. 1980 erschien noch ein zweites Album „Un Peu de l’Âme des Bandits”, aufgenommen mit Chris Cutler und Fred Frith von der Canterbury-Band Henry Cow. Dann legten Aksak Maboul eine Pause von gut 30 Jahren ein. 2014 erschien „Ex-Futur” mit unveröffentlichten Aufnahmen aus den 1980ern. Es folgten Auftritte, Remix-Alben und „Figures” mit 22 neuen Songs.

Experimentierfreudiger Progpop

„Figures” schließt nahtlos an die vorigen Alben an. Mal fühlt man sich an Steve Reich erinnert, der unvermittelt von einem Free-Jazz-Ensemble unterbrochen wird. Dann an die englische Avant-Pop-Band Flying Lizards, auch Stereolab sind nicht allzu weit weg. Das liegt auch am Vortrag von Sängerin Véronique Vincent, mit der Hollander schon bei den Honeymoon Killers (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen New Yorker Band) zusammenspielte. „Figures” ist ein Doppelalbum, in über 30 Jahren sammeln sich einige Ideen an. Aufgrund der stilistischen Vielfalt wird es trotz der Länge nie langweilig.

Mit von der Partie sind die alten Bandmitglieder Michael Berckmans und Sebastiaan van den Branden. Auch Fred Frith ist wieder dabei. Dazu gesellen sich Steven Brown von Tuxedomoon sowie diverse Musiker*innen der französischen Progrock-Band Aquaserge. Man sollte sich keinesfalls von dem mehrfachen Auftauchen des Begriffs „Progrock” schrecken lassen. Diese Musikrichtung hatte jahrzehntelang – teils durchaus zurecht – einen überaus schlechten Leumund. Doch Aksak Maboul knüpfen an die besten Traditionen des Genres an. Sie sind nämlich tatsächlich progressiv und weltoffen. Also kein Zurschaustellen eines Bildungshintergrundes und auch keine ellenlangen Soli. Bei Aksak Maboul stehen die Spiel- und Experimentierfreude im Vordergrund. Und diese Freuden sind ansteckend.

Veröffentlichung: 22. Mai 2020
Label: Crammed Discs

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Jamie xx – „In Colour“ (Album der Woche)
    Dance-Musik macht Jamie xx glücklich. Mit seinem Debütalbum "In Colour" gibt der 26-Jährige ein Stück von diesem Glück weiter. "In Colour" ist ein in vielen Farben schillerndes House-Dubstep-Amalgam. Soundschnipsel aus Jungle-Dokus und hochkarätige Gäste treffen auf pluckernde Arpeggios, dröhnende Synths und lässige Beats....
  • Postmoderner Folk-Rock: „Time Is Now“ von Susan James
    Mit unserem stereolabbig rockenden Track des Tages „Time Is Now“ kündigt die Folk-Rock-Musikerin Susan James ihr siebtes Album an....
  • Jane Weaver – „Love In Constant Spectacle“ (Rezension)
    Auf ihrem neuen Album „Love In Constant Spectacle“ überführt Jane Weaver retro-hippieske Sounds in ein zeitgenössisches Psychedelic-Pop-Album – und findet dabei Trost im Transzendenz-Versprechen von Krautmusik und in der Naturmystik von britischem Folk....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.