Album der Woche: Cocteau Twins – „Treasure“

Cocteau Twins - TreasureVÖ: 1984
Web: Cocteau Twins beim Label 4AD
Label: 4AD
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Es gibt Alben, die nicht altern. Selbst nach Jahrzehnten scheint es, als sei die Platte erst gestern erschienen. Der besondere Zauber des erstmaligen Hörens bleibt bei solchen Alben ungebrochen. Sie berühren, berauschen und faszinieren jedes Mal aufs Neue. „Treasure“ von Cocteau Twins ist eines von ihnen.

Um 1980 gründen Gitarrist Robin Guthrie und Bassist Will Heggie die Gruppe, wenig später kommt die Sängerin Elizabeth Fraser dazu. Auch wenn schon mit dem Debütalbum „Garlands“ klar wird, dass hier großes Potenzial vorhanden ist, steigert sich die Band doch kontinuierlich. Nach nur drei Jahren verlässt Heggie das Trio. Stattdessen kommt Simon Raymonde dazu.

Das dritte Studioalbum „Treasure“ aus dem Jahr 1984 ist in mehrfacher Hinsicht besonders: Es ist das erste in der Besetzung, die bis zur Auflösung im Jahr 1997 besteht. Gleichzeitig kristallisiert sich auf dem Album ein Sound, der maßgeblich zum Erkennungszeichen des schottischen Trios werden sollte: Surrende, hallende und effektverzerrte Gitarren gehen mit der erhabenen Stimme Frasers eine euphonische Symbiose ein.

Frasers Gesang ist unbeschreiblich. Sie haucht, jault, schreit und baut Elemente des traditionellen, gälischen Gesangs mit ein. Das geht auf Kosten der Verständlichkeit: Die Lyrics bilden oft rätselhafte Wortketten. Das ändert sich erst 1990 mit dem kommerziellen Höhepunkt, dem Album „Heaven Or Las Vegas“. Nach der Geburt ihrer Tochter findet Fraser hier erstmals klar verständliche Worte. Trotzdem bringen die 90er für Cocteau Twins wenig Erfreuliches: Nach jahrelanger Zusammenarbeit verlassen sie das Label 4AD. Fraser begibt sich nach der Trennung von Guthrie in therapeutische Behandlung. Guthrie durchläuft einen Drogenentzug. 18 Jahre nach der Gründung kommt es zur Auflösung der Band.

Im Oeuvre von Cocteau Twins nimmt „Treasure“ trotz acht Studioalben und mehreren EPs eine wichtige Stellung ein. Die Vorliebe der Musiker für ¾-Takte und mystische, namensähnliche Songtitel wird schnell ersichtlich. Auf „Persephone“, benannt nach einer griechischen Fruchtbarkeitsgöttin, findet man die beeindruckendste Gesangsdarbietung von Liz Fraser. „Beatrix“ hüllt sich in eine sakrale, geheimnisvolle Atmosphäre. Aggressiv, dunkel und eindringlich hämmert dagegen „Cicely“. Das halb-instrumentale „Otterley“ ist eine wahrhaftige Perle, ein musikalischer Meeres-Traum, aus dem man nie erwachen will.

30 Jahre nach seinem Erscheinen besitzt „Treasure“ immer noch eine eigenartige Aura, die nicht von dieser Welt zu stammen scheint. Ob das nun ein Effekt der Stimme oder der hallenden Soundwände ist, bleibt nebensächlich. Was zählt, ist der sanfte Schauer, der dem Hörer die Nackenhaare zu Berge stehen lässt, wenn unerwartet schöne Melodien und Instrumente erklingen. Hin- und hergerissen zwischen meditativer Trance, innerer Aufwühlung und purer Ekstase. Ein musikalischer Schatz, im wahrsten Sinne des Wortes.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    thegouten
    Dez 8, 2014 Reply

    SEHR WEISE ENTSCHEIDUNG !

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