Album der Woche: Guz – "Der Beste Freund Des Menschen"

GUZ - Der Beste Freund Des MenschenVÖ: 8. November 2013
Web: facebook.com/Guzmusik
Label: Rookie/Ritchie

„Zeit, dass du deinen Arsch jetzt in meine Richtung schiebst …“

Guz alias Oliver (oder auch Olifr) Maurmann ist ein Workaholic. 1985 erschien sein erster Tonträger mit dem provozierenden Titel „Was Wollen Sie?“, Guz war zu dieser Zeit gerade einmal 18 Jahre alt. Dies sollte den Anfangspunkt einer regelrechten Arbeitswut markieren, denn Guz reichte es keineswegs, alleine tätig zu sein. Nebenprojekte mit anderen Bands, Beteiligung als Musiker und Schauspieler an Theaterprojekten, der Aufbau seines eigenen Studios in Schaffhausen, unzählige veröffentlichte Platten und Singles, Gründungsmitglied der Schweizer Kultrockband Die Aeronauten – Oliver Maurmanns Diskografie und musikalischer Werdegang sind nur schwer zu toppen.

Jetzt bringt der Schweizer Musiker mit „Der Beste Freund Des Menschen“ ein neues Soloalbum heraus, fünf Jahre nach seinem 2008 erschienenen „Mein Name Ist Guz“. Und dieses zwölf Tracks umfassende Album kommt ungewohnt ruhig daher und spielt gekonnt mit verschiedenen Genres: Dixieland-Jazz, Blues, Rock(’n’ Roll). Von Punk keine Spur mehr. Umso beeindruckender, dass Guz die meisten Tonspuren auf seinem aktuellen Projekt selbst eingespielt hat.

Dass Guz durchaus andere Töne anschlagen kann als bisher, zeigt schon der Opener des Albums mit dem Titel „General Guz Befreit Pyongyang“. Das Instrumentalstück beginnt mit orchestralen Pauken, bevor es mit stampfendem Rhythmus und zupfendem Rock-’n’-Roll-Bass an „Jackson“ à la Johnny Cash erinnert. Schon lange hat man keinen Opener mehr gehört, der mehr Epik zu bieten hatte.

Wem dies schon zu experimentell erscheint und den „altbekannten“ Guz liebt, kann aber in einem Punkt aufatmen: Die Songtexte sind gewohnt unterhaltsam-kritisch. Guz ist wahrlich ein Meister im Geschichtenerzählen. Und man hört ihm gern zu, dem sympathischen Schweizer mit der rauchigen Stimme. Vor allem, weil er so herrlich ehrlich ist: „Ich und meine Scheißband – ich hoffe, ihr habt uns nie gehört. Ich wollte nur eine Freundin, doch sie hielt mich für total gestört.“ So singt Maurmann über seinen „Sommer 1984“. Selbstkritik kommt auch nicht zu kurz: „Ich bin zerfressen von Neid“, gibt Guz im agressiv-hämmernden Rock-Stück „Neid“ zu. In „Beobachten Und Auswerten“ karikiert Guz die Welt aus der Sicht von einer ominösen außerirdischen Lebensform: „Wir beobachten den Planeten, auf dem nie etwas passiert. Wir waren 300 Lichtjahre unterwegs, um dir zuzusehn'“

Zwei Song stechen besonders auch durch ihr musikalisches Arrangement heraus: „Anpumpen“ beginnt mit idyllischem Vogelgezwitscher und Pizzicato-Streichern, bevor Maurmann mit der Melodie von „Hey Jude“ verlauten lässt, dass man immer jemanden finden würde, den man anpumpen könne. Die Beatles und Guz – eine ungewöhnliche, aber hervorragend klingende Kombination, die mit heroischen Rockorgel-Klängen ein Ende findet. Apropos Ende: Der letztes Track des Albums mit dem Titel „Stilles Haus“ schlägt sofort in seinen Bann durch die wunderbare, sanfte Percussion, den gedoppelten Gesang, die Klavierbegleitung und die scheppernde, hallende Gitarre, die aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ entrissen scheint. Die letzte Hälfte des Songs gleitet ohne Gesang dahin und schlägt den Bogen zu dem ebenfalls instrumentalen Opener.

Das neue Album von Guz ist ungewohnt ruhig und zeigt, dass er sein Reportoir und seine musikalische Bandbreite gekonnt erweitern kann. Textlich bewegt sich der Musiker nach wie vor in sozialkritischem Terrain, aber stets verpackt in Ironie, Sarkasmus und Übertreibungen. Die offizielle Pressemitteilung meint dazu passend: „Fand Guz früher das Schlechte am Guten, findet er heute das Gute am Schlechten. Dargestellt in scharf gezeichneten, glücklich vereinten Gegensätzen.“

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „GUZ“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Rookie/Ritchie | Kaufen

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Diskussionen

2 Comments
  1. posted by
    Marita Baharlou
    Nov 5, 2013 Reply

    Kenne Euren Sender erst seit kurzen und bin genau wie von 917xfm sehr begeistert!!

    Habe den Titel Beobachten und Auswerten gehört und finde ihn genial, habe das erste Mal von Guz gehört und interessiere mich jetzt auch für frühere Werke.

    Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!!!

  2. posted by
    Chrigel
    Nov 12, 2013 Reply

    Guz, top! Guz, der beste freund des menschen, top!

    Hassloch hab ich schon mal live gehört, I know where it is, Guz!

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