Panda Bear – „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ von Panda Bear

Panda Bear – „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ (Domino)

Der letzte Song auf Panda Bears neuestem Album ist wie die Zugabe nach einem grandiosen Konzert, die dem Abend den letzten Schliff gibt und den Zuschauer schwärmend nach Hause torkeln lässt. „Acid Wash“ nennt sich dieses hymnenhafte Kunststück: Dominante Bässe lassen den Magen erzittern, schrilles Synthie-Geplänkel umflattert die Sinne, wehmütige Gesangsmelodien meißeln sich ins Herz. Perfektion bis ins kleinste Detail: „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ ist ein Album, auf dem jeder Ton, jedes Sample und jeder Effekt an der richtigen Stelle platziert scheint.

Noah Lennox nennt sich der Mann, der früh eine Schwäche für Pandabären entwickelt: Das putzige Säugetier, das fortan auch als Künstlername dient, ziert erste, selbstgestaltete Kassetten-Cover des Musikers. Um die Jahrtausendwende gründet er mit langjährigen Freunden die psychedelische Pop-Truppe Animal Collective. Parallel verfolgt Lennox eine Solokarriere. Mit seinem dritten Album „Person Pitch“ gelingt ihm 2007 der Durchbruch: Die Platte schafft es auf zahlreiche Bestenlisten und läutet Lennox’ Anerkennung als autonomer Künstler ein. Dies führt unter anderem zu einer Zusammenarbeit mit Daft Punk auf dem umjubelten „Random Access Memories“ von 2013. Inzwischen ist Noah Lennox 35 Jahre alt, von Amerika nach Lissabon umgesiedelt und Vater zweier Kinder. Dieser umtriebige Musiker bringt dieser Tage sein fünftes Soloalbum, erstmalig auf dem britischen Label Domino Records, heraus.

„Mr Noah“, die erste Single, wurde im Oktober 2014 mit einer gleichnamigen EP veröffentlicht. Soundschicht um Soundschicht mischt sich der Track zu einem komplexen Ganzen, stets begleitet von Hundejaulen und Lennox’ charakteristischem Gesang: Zweistimmigkeit und Hall sind seine beliebtesten Effekte, die Lyrics sind oft schwammig und schwer verständlich. Das Video zu „Mr Noah“ ist in grieseliger VHS-Optik gedreht und sich wiederholende Sequenzen stehen analog zum Sampling in Lennox’ Kompositionen.

Panda Bear Meets The Grim Reaper“, oder als Akronym auch „PBVSGR“ genannt, spielt mit Old-school-artigen HipHop-Texturen und Aufnahmetechniken. Und tatsächlich nimmt der Beat eine wichtige Position ein, stärker als zuvor. The Dust Brothers, Q-Tip, J Dilla, DJ Premier, 9th Wonder: All diese und noch mehr Künstler inspirieren Panda Bear zu seinem neusten Werk. Dass aber auch seine Liebe zu verschrobenen Elektro-Stücken und Musikern à la Aphex Twin anhält, zeigt er im Intro zum TripHop-Schmankerl „Come To Your Senses“.

Plötzlich ertönen mit „Tropic Of Cancer“ die lieblichen Klänge einer Harfe. Im Kontrast zu den basslastigen, vorhergehenden Songs hält man verdutzt inne, überrascht und gebannt zugleich. Das muss man dem Künstler lassen: Vorhersehbar ist seine Musik selten. In einem Interview mit dem Rolling Stone hält Lennox fest: „I wanted my own album to have that flavor where nothing lasts a long time, there’s always new stuff happening and new places the music is going to. It keeps the mind busy.“

Eine Art Ping-Pong-Stereo-Effekt macht die Gesangsperformance der zweiten Single „Boys Latin“ zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art. Die Instrumentierung ist bewusst monoton gehalten, Lennox verwendet lediglich eine Handvoll Akkorde – und trotzdem oder gerade deshalb bekommt man den Song nicht mehr aus dem Kopf. Ohrwürmer liefert Panda Bear zuhauf, vor allem das intelligent konstruierte Groove-Pop-Stück „Principe Real“ wird selbst in Dauerschleife feierwütige Tänzerherzen höher schlagen lassen.

Das fünfte Album von Panda Bear gleicht einem musikalischen Potpourri aus Innovationen, Vertrautem und Neuem. Wenn das mal kein vielversprechender Start ins Jahr 2015 ist!

VÖ: 9. Januar 2015
Label: Domino

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