Es ist eine große Kunst, den Reiz von Studioaufnahmen adäquat auf ein Live-Album zu übertragen. Das kann zahlreiche Gründe haben, etwa dass das eigene Werk eine derartige Größe und Dynamik besitzt, dass die Kraft kaum transportierbar ist. Vor exakt dieser Hürde standen Anthony And The Johnsons – und nahmen sie mit Bravour. Das bezeugt ihr neues Album „Turning“.
Die Live-Aufnahme scheitert nicht an der eigenen Diskografie, sie vermittelt stattdessen noch mehr von dem Zauber, der den hervorragenden Alben der New Yorker innewohnt. „Turning“ wurde bereits 2006 in London aufgenommen, mitten in der wohl größten Hochphase des Schaffens von Anthony And The Johnsons. Man spürt die Wirkung, die das Chamber-Pop-Kollektiv auf die Menschen hatte und noch immer hat.
Es hat etwas Erhabenes, schon fast Sakrales, wenn Antony Hegarty seine Stimme auf der Bühne erklingen lässt. Das Gegensatzpaar von leichter, beflügelter Musik und gleichzeitiger emotionaler Tiefe wird hier gekonnt wie selten aufgelöst. Der Sound ummantelt die ganze Konzerthalle und vermittelt auch in den größten Locations wohlige Kaminstimmung.
Es ist nicht das erste Live-Album der Band, aber vielleicht das gelungenste. Die Performance von Hegartys Band und die unmittelbaren Reaktionen des Publikums wirken auf wunderbare Weise zusammen. Anthony And The Johnsons machen bewegende Musik und genau dies wird auf „Turning“ spürbar. Wer den Auftritt der New Yorker nicht nur nachhören, sondern auch nachfühlen möchte, wird mit diesem Album eindringlich dazu eingeladen.