Apparat – „The Devil’s Walk“

VÖ: 23.09.2011
Web: „http://www.apparat.net/“
Label: Mute

Vor zwei Jahren erschien das nach der Band betitelte Album von Moderat, ein elektronisches Werk als Kooperation des Berliner Produzentenduos Modeselektor und des ebenfalls in der Hauptstadt residierenden Traumpop-Elektronikers Sascha Ring alias Apparat. Obwohl es ein äußerst gelungenes, homogenes Album ist, ließ es, neben der Begeisterung darüber, die Vorfreude auf ein neues Werk von Apparat selbst aufkommen, der bereits zuvor drei herrliche Alben veröffentlicht hat, zuletzt „Walls“ im Jahr 2007. Im Laufe der Zeit hat sich Sascha Rings musikalisches Schaffen zusehends weg von der reinen Computermusik hin zu songorientiertem, elektronisch geprägtem Pop entwickelt, der auf dem dieser Tage auf Mute erscheinendem neuen Album „The Devil’s Walk“ stellenweise à la Sigur Rós daher kommt.

Apparat beherrscht die Klaviatur des Pop nahezu perfekt, das ist auch auf „The Devil’s Walk“ ersichtlich; er weiß, wie man ein Album beginnen muss, mit dem sphärischen, sich immer weiter steigernden und letztlich gefühlvoll verebbendem „Sweet Unrest“, er beherrscht es, ein Album kunstvoll zu beenden, in Form des pittoresken „Your House Is My World“, gleichsam emotionsgeladen wie der Beginn, mit dem der Kreis sich schließt. „The Devil’s Walk“ ist wunderbarer Pop der subtileren, der nicht allzu augenscheinlichen Art, was sicherlich nicht zuletzt auch am Koproduzenten Patrick „Nackt“ Christensen liegt, von dem Sascha Ring selbst sagt, er habe ein Gespür dafür, nicht jedes Mal das Offensichtliche zu tun.

Nach dem instrumentalen Eröffnungsstück ist zum ersten Mal Sascha Rings Stimme zu hören, welche mit ebenso melancholischem Klang wie der Inhalt der vorgetragenen Texte singt. Um eine Melancholie von der Art handelt es sich, die es vermag, die Traurigkeit vieler Lebenssituationen mit der Freude am Leben perfekt unter einen Hut zu bringen. Ergänzt wird Rings eigene Stimme von der einer weiteren Meisterin der Melancholie: Anja Plaschg aka Soap&Skin. Bei dem Lied „Goodbye“ handelt es sich um eine gelungene Zusammenarbeit der beiden Künstler.

„The Devil’s Walk“ ist eine Anspielung auf ein gleichnamiges Gedicht von Percy Bysshe Shelly aus dem Jahr 1812, eine satirische Kritik an der Politik der britischen Regierung des frühen 19. Jahrhunderts, zudem eine Reminiszenz an den von Sascha Ring bei einem längeren Aufenthalt in Mexiko kennengelernten, ungewöhnlichen Umgang der Einwohner mit dem Tod, welcher in dem Land nicht unbedingt Grund zur Trauer ist. Als Musikalbum aber funktioniert „The Devil’s Walk“ auf einer anderen, nicht primär sozialkritischen Ebene wie in Shellys Gedicht, es ist vielmehr eines der schönsten, verträumtesten Alben, die 2011 bislang erschienen sind.

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