TV On The Radio – „Seeds“ (Universal)
Das Jahr 2011 war ein tiefschwarzes für TV On The Radio. Gerade frisch aus einer Bandpause mit dem Album „Nine Types Of Light“ zurückgekehrt, verstarb Bassist Gerard Smith überraschend an Lungenkrebs. Ein enormer Schock für eine Band mit einem dermaßen engen Zusammenhalt. Bis dahin war ihnen von der Stunde null an – ihrem spannenden Demo „OK Calculator“ – bis zu den eindrucksvollen Soloprojekten der Mitglieder so ziemlich alles gelungen.
Die Zukunft der Band, die mit Meisterwerken wie „Return To Cookie Mountain“ und „Dear Science“ mehrfach ihre Brillanz bewiesen hat, war lange ungewiss. Doch nun folgt nach dreieinhalb Jahren mit „Seeds“ endlich ihr Comeback. Die Band aus Brooklyn hat ihren Sound verändert, ohne ihn zu entkernen. Alles wirkt opulenter und zugänglicher. Unverändert bleibt jedoch die Handschrift, die Dave Sitek und Tunde Adebimpe auch auf „Seeds“ hinterlassen.
Es gibt einfach wenige Stimmen wie die von Adebimpe. Schon wenn sie im Opener „Quartz“ das erste Mal erklingt, ist man unweigerlich mittendrin im Soundkosmos von TV On The Radio. Und dann ist da dieses andauernde Grollen, diese ständige Spannung, die Songs der Band umweht. Die neuen Stücke lehnen sich eher an popkompatible Strukturen an und scheinen auf eine größere Öffentlichkeit abzuzielen als bisher. Ein Kurs, den bereits die erste Single „Happy Idiot“ andeutete und der sich jetzt auf Albumlänge bestätigt. Dabei spielen TV On The Radio ihre Fähigkeit, enorm atmosphärische Hymnen zu liefern, gekonnt aus.
Noch immer zählt das Quartett aus Brooklyn zu den spannendsten Bands dieses Planeten. Noch immer können TV On The Radio Tracks eine Kraft und Stimmung verleihen, wie wenige andere. „Seeds“ muss sich an den großen Werken messen lassen, die diesen Ruf begründet haben. Es ist nicht das innovativste Album, das die New Yorker bisher abgeliefert haben, aber dennoch ein durchweg gelungenes Werk.