Baxter Dury – „Prince Of Tears“ (Rezension)

Cover des Albums „Prince Of Tears“ von Baxter Dury (PIAS)Baxter Dury – „Prince Of Tears“ (PIAS)

7,6

Das mit der Monarchie ist so eine Sache. Eine ziemlich unzeitgemäße, um genau zu sein. Baxter Dury, seines Zeichens Mitglied im britischen Schwermut-Hochadel, beweist auf „Prince Of Tears“, dass seine Musik nicht diesem elitären, aber obsoleten Dunstkreisen angehört.

Zwar ist Baxter als Sohn von Punk- und New-Wave-Legende Ian Dury aus popkultureller Perspektive ganz sicher ein Blaublüter, trotzdem hat er sich nicht auf das Verwalten des musikalischen Erbes seines Vaters verlassen. Ursprünglich wollte er der Musik sogar komplett fern bleiben. Hat nicht ganz geklappt. Baxter Dury ist seit seinem Debüt „Len Parrot’s Memorial Lift“ aus dem Jahr 2002, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters, als Singer/Songwriter unterwegs.

Mittlerweile mit „Prince Of Tears“ beim fünften Studioalbum angelangt, hat Dury seinen Ansatz des loop-lastigen Songwriting nahezu perfektioniert. Die neue Platte ist der royale Soundtrack zu einem Film, in dem Dury höchst unterschiedliche Charaktere einnimmt. Exemplarisch ist das zu hören in der ersten Single-Auskopplung „Miami“: Hier groovt zunächst ein pulsierender, melodischer Basslauf als Fundament, auf dem im Verlauf des Stück weiter aufgebaut wird. Eine verhallte Retro-Synth-Melodie mit funky Gitarrenausschmückung kommt hinzu und wird von den smoothen Backingvocals von Madelaine Hart aufgriffen und durch dramatische Streicher ergänzt. Dazu schnoddert Baxter Dury alias Mr. Maserati – ganz großartig ausgesprochen – einen angriffslustig-größenwahnsinnigen Monolog Richtung HörerInnenschaft.

Die Cockney-Poetik kommt ganz nach seinem alten Herrn, mit seiner tendenziell relaxteren Griesgrämigkeit setzt sich Baxter Dury aber auch elegant vom übergroßen Vorbild ab. Auf „Porcelain“ wird nahtlos weiter gegroovt und der Fokus auf die neue Errungenschaft im Dury-Sound gelegt: dem Orchester. Zu anmutigen Geigen-Melodiebögen und Bläsern wirft die britische Sängerin Rose Elinor Dougall mit ihrer samtenen Stimme Durys Charakter Porcelain Boy stilvoll diverse Gemeinheiten an den Kopf.

Als weiterer übellauniger Stargast schaut bei „Almond Milk“ Jason Williamson von Sleaford Mods vorbei. Überraschenderweise nur halb so aufbrausend wie gewohnt, passt er sich Durys legerem Duktus an und schimpft eher halblaut über fancy Milch-Ersatzprodukte und deren Einsatzorte. Mit „Prince Of Tears“ gelingt Baxter Dury dank filmmusikalisch großer Gesten und angeschnulzter Produktion ein wunderbar stimmiges Album. Ähnlich dem mehr oder weniger stilvollen Kitsch von Monarchie-Memorabilia muss man in Stimmung sein, um das im mürrischen Engtanz groovende Album wertschätzen zu können, wird dann aber umso mehr belohnt.

Veröffentlichung: 27. Oktober 2017
Label: Le Label / PIAS

In der Sendung School Of Rock vom 27. August 2017 gab es ein Special über Ian Dury zu hören. Am 1. November 2014 widmete sich Tine Ohlau dessen Sohn Baxter im ByteFM Container. Mitglieder in unserem Förderverein „Freunde von ByteFM“ können beide Sendungen im ByteFM Sendungsarchiv nachhören.

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