Beach House – „B-Sides And Rarities“ (Rezension)

Von Jonathan Scheid, 30. Juni 2017

Cover von Beach House – „B-Sides And Rarities“ (Foto: Sub Pop)

8,0

Musik, die immer weiter ausufert, hypnotisiert, Stilmittel und Klänge wie Mantren wiederholt, bis man ganz in der Welt der Band angekommen ist. Nach diesem Muster arbeiten Beach House nun seit zwölf Jahren. Das Genre Dream-Pop, das durch all diese Eigenschaften geprägt ist, haben Victoria Legrand und Alex Scally, die hinter Beach House stecken, auf ihren letzten sechs Alben, unter anderem „Bloom“ und „Depression Cherry“ perfektioniert.

Ihre Version von Dream-Pop, inspiriert von Shoegaze und dem starken Einsatz von Synthies, hat extremen Wiedererkennungswert. Die Band selbst sagt, dass sie auf ihren Alben nie die „besten“ Songs ausgewählt hat, sondern die, die zusammen ein in sich geschlossenes Werk ergeben. Darum sind eine Menge Lieder auf der Strecke geblieben. Nun erscheint auf dem Label Sub Pop die Sammlung „B-Sides And Rarities“. Darauf sind zwei Songs, die bisher unveröffentlicht waren, und zwölf Songs, die es alle schon mal irgendwie zu hören gab.

In vieler Hinsicht bietet „B-Sides And Rarities“ Highlights. Die beiden bisher unveröffentlichten Titel „Chariot“ und „Baseball Diamond“ klingen ganz klassisch nach Beach House. Beats aus der Drum Machine, dazu Synthie-Wände, und Legrands leiernd-lethargische Stimme. In den Remixen von „Norway“ und „White Moon“ können sich alteingesessene Fans in der Exegese davon messen, was in der Neuabmischung alles passiert ist.

Viel spannender aber ist die Single-Version von „Used To Be“ aus dem Jahr 2008. Im Vergleich zur Albumversion der 2010er Platte „Teen Dream“ ist die frühere Version sehr rotzig für Beach-House-Verhältnisse. Von der seichten Klavierballade spürt man nur noch wenig, der Refrain ist von einer rauen E-Gitarre unterlegt. Auch mit „Play The Game“, im Original von Queen, schafft das Duo etwas Neues: Beach House übersetzen die Glam-Pop-Hymne in ein ganz eigenes musikalisches Narrativ und versuchen gar nicht erst, sich mit Queen zu messen. Das Cover war 2009 für eine Compilation zugunsten der AIDS-Forschung entstanden, weshalb auch alle weiteren Erlöse dieses Songs gespendet werden.

Auch in die unendlichen Weiten des Alls stoßen Legrand und Scally vor. „Space Song“ war ihr Beitrag zur Kompilation „The Space Project“. Dabei entsteht großes Kopfkino von tiefer Schwärze, Schwerelosigkeit und umwerfender Einsamkeit. Mit in der Luft hängenden, langsamen Synthie-Harmonien schleppt sich der Song mit nur knapp acht Zeilen Text viereinhalb Minuten vorwärts. Trotz der scheinbaren Bewegungslosigkeit wird hier große Spannung erzeugt.

Dies gilt für das gesamte Album, denn auf „B-Sides And Rarities“ passiert erstaunlich viel. Mal sind es kleine Lautmalereien wie die plätschernden Tropfen in „Rain In Numbers“, mal das Experimentieren mit Effekten wie im Remix von „10 Mile Stereo“, für den sie den ganzen Song per Bandmaschine verlangsamt haben. Beach House liefern einen Einblick in 14 Fragmente ihres Schaffens, die zum Teil neuartig, zum Teil ganz wie gewohnt sind, aber auf keinen Fall nur mit dem Namen „B-Seiten“ abgestraft werden sollten. „Raritäten“ trifft es besser.

Veröffentlichung: 30. Juni 2017
Label: Sub Pop

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