Black Marble – „Bigger Than Life“ (Rezension)

Cover des Albums „Bigger Than Life“ von Black Marble

Black Marble – „Bigger Than Life“ (Sacred Bones)

7,2

Wie schon auf den Vorgängeralben erfinden Black Marble auf „Bigger Than Life“ den Synth-Pop nicht neu, im Gegenteil: Die Musik der US-Amerikaner um Mastermind Chris Stewart vereint Synthesizer der 80er-Jahre, LoFi-Sounds und einen zurückgenommenen Gesang. Gerade die Single „One Eye Open“ erinnert mit ihrer durchgängigen Synth-Linie und dem Drummachine-Beat an Veröffentlichungen auf Minimal Wave – diesem wunderbaren New Yorker Label, das sich der Wiederveröffentlichung vergessener, aber (nun wieder) zeitgemäßer Wave-Hits widmet. New York war lange auch die Heimat von Black Marble. Zusammen mit Ty Kube arbeitete Chris Stewart hier noch zu zweit an den Songs, ehe letzterer nach Los Angeles zog und sich neue Mitmusiker suchte. So war das zweite Album „It’s Immaterial“ sowohl das erste in der neuen Stadt als auch ohne Ty Kube.

„Bigger Than Life“ schließt ästhetisch wieder eher am Debüt „A Different Arrangement“ an. Im bittersüßen „Feels“ behandelt Stewart seine Vergangenheit als Radio-DJ: „See things the way they will be / Working at the blood drive in D.C / Well, I’m stuck in a radio tower / Waiting for the summer that I’ll never see“ – diese Zeilen könnten als Ausdruck der Sehnsucht nach dem südkalifornischen Sommer gelesen werden. Und wenn er weiter singt, er sei „stuck on a merry go round“, dann erinnert das an den ikonischen Pacific Park an der Küste Santa Monicas. „Bigger Than Life“ klingt nicht nach Ankommen, es klingt nach Sehnsucht – und die ist absolut. So lauten die ersten Zeilen von „Private Show“: „Everybody’s on their way to heaven / Everybody’s  gotta die to get there / Everybody  knows / The only way to go is to set up a private show.“

Konsistent im Retro-Hype

Der titelgebende Track stellt, und das ist ungewöhnlich für das Album, Gitarre und E-Bass ins Zentrum. Dadurch entsteht ein Vibe, der im Guten an The Cure, im Schlechten an Editors erinnert – es ist dann auch einer der schwächeren Songs des Albums. Generell ist „Bigger Than Life“ keine Sammlung von Hits. Doch ist ebenso auf vorangegangenen Alben eine zentrale Stärke der Band die Konsistenz. Sie exerzieren ihren Stil, der einerseits nach Achtzigern klingt, andererseits unverkennbar nach Black Marble – was überhaupt kein Widerspruch ist. Das macht sie so besonders im Verhältnis zu vielen Acts, die aktuell den Retro-Hype um die Achtziger mitmachen: Sie werfen nicht einfach wild Zitate und Anleihen durcheinander, sondern erschaffen eine eigene und konsistente Spielart.

„Bigger Than Life“ ist nicht Black Marbles bestes Album, dafür war ihr Debüt „A Different Arrangement“ schlicht zu stark und zu wichtig. Um die Hits „Feels“ und „One Eye Open“ ist hier jedoch eine Platte entstanden, die der Geschichte von Stewarts Umzug nach Los Angeles ein weiteres Kapitel hinzufügt. Abgeschlossen ist sie wohl noch nicht.

Veröffentlichung: 25. Oktober 2019
Label: Sacred Bones

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