Britisch-malisches Orchester Africa Express führt Terry Rileys „In C“ in London auf

Foto des Musikkollektivs Africa ExpressAfrica Express

Es ist stets die Avantgarde, die eine Kunstrichtung aus ihren starren Strukturen und Gewohnheiten befreit. Im Bereich der Kunstmusik sorgten in den 1960er-Jahren vor allem die US-amerikanischen Komponisten der Minimal Music für neue Impulse. Inspiriert von den Klängen, aber auch von der Philosophie nicht-westlicher Musikstile schufen sie eine Musik, die ihren Reiz vor allem aus der Repetition von kurzen Motiven gewinnt, einer Methode, die in der klassischen Orchestermusik in ihrer barocken Harmonie- und Tonvielfalt sowie der Vermeidung jeglicher Wiederholung bis dahin undenkbar war – und durch die Reduktion vor allem mehr Platz für die eigene Imagination lässt.

Ein Pionier war neben Steve Reich und Philip Glass vor allem Terry Riley, den vor allem Trancemusik aus asiatischen und afrikanischen Ländern interessierte. Sein berühmtestes Stück „In C“ von 1964 gilt als eines der ersten Werke der Minimal Music und war eine deutliche Absage an die akademischen Kompositionstechniken der Neuen Musik, da es vor allem auf einem Prinzip basiert, das wohl sonst nur im Jazz bekannt ist: dem Zufall. Die Länge des Stücks kann von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden reichen und die Anzahl der aufführenden Musiker ist genauso offen wie die Spielweise, auch wenn Riley selbst ursprünglich eine Gruppe von 35 Musikern empfahl. Mit dem musikalischen Schwerpunkt auf Polyrhythmen und der Kommunikation zwischen den Performern ist das Stück maßgeblich von westafrikanischen Musiktraditionen inspiriert.

Dass das von Brian Eno und Damon Albarn gegründete Musikkollektiv Africa Express das Stück zu seinem 50. Jubiläum zusammen mit Musikern aus Mali in der monumentalen „Turbine Hall“ des Londoner Museums Tate Modern aufführte, schließt damit einen Kreis. Unter den Musikern war neben Damon Albarn und dem Yeah-Yeah-Yeahs-Gitarristen Nick Zinner auch Andi Thoma von den Elektronikfricklern Mouse On Mars. Aus der beeindruckenden Liveperformance haben die Kreativplattformen The Space und Interlude ein ebenso beeindruckendes Video produziert, bei dem die Zuschauer per Mausklick zwischen verschiedenen Kameraeinstellungen wählen können. Dabei wechselt die Ansicht gelegentlich zu einigen ausgestellten thematisch passenden Kunstwerken, die mit kurzen Texten erläutert werden. Den Film gibt es auf der Interlude-Website oder direkt bei uns zu sehen:

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