Cults in Hamburg – eine Konzertnachlese

© Sony
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Das Dockville-Festival liegt mir zwar noch ziemlich stark in den Knochen, dennoch mache ich mich auf den Weg zum Molotow: Die Cults werden spielen! Als ich beim Hamburger Club ankomme, ist noch nicht allzu viel los. Kein Wunder, halb neun, da spielt noch nicht mal die Vorband. Wenig später, ByteFM Kollegin Vanessa Wohlrath ist mittlerweile auch da, betreten wir das Molotow. Als die Vorband Red Light White Light auf die kleine Bühne im Keller-Club tritt, ist der Laden auch angenehm voll. Ich persönlich finde die Band toll, super Gitarrist und ein guter Bassist; Kollegin Wohlrath findet die Jungs allerdings schrecklich. Naja. Wir sind ja auch wegen einer anderen Band hier.

Cults hüllen sich ein wenig in mysteriösen Nebel: Eigentlich besteht das Duo aus Gitarrist Brian Oblivion und Sängerin Madeline Follin. Man weiß, dass die beiden Kalifornier nach New York umgezogen sind, außerdem erschien vor kurzem ihr Debüt-Album „Cults“ – soweit, so wenig Infos liegen mir vor. Kurz vor ihrem Gig laufen jedenfalls eine Menge Leute über die kleine Bühne im Molotow, einen identifiziere ich als Gitarrist Oblivion. Was bereits jetzt auffällt: Alle haben die gleiche Joey-Ramone-Frisur (schulterlange, schwarze, offengetragene Haare, die andauernd ins Gesicht fallen und die dann notdürftig hinter die Ohren geklemmt werden). Eine haarige Angelegenheit.

Irgendwann ist es soweit, das hektische Treiben auf der Bühne ebbt ab, die haarige Horde verschwindet, ein Roadie prüft noch mal, ob auch alles funktioniert, und die Band kommt zurück: Das eigentliche Duo wird von drei Leuten unterstützt werden, soviel steht jetzt fest. Und es geht los, Sängerin Follin ruft: „Hi, we’re Cults!“.

Was darauf folgt ist eine Sammlung kurzer, knackiger Songs. Alle haben gemein, dass sie sehr eingängig und melodiös sind, aber immer noch Ecken und Kanten besitzen. Alle Musiker haben Ahnung von dem, was sie tun, der Sound ist gut, die Sängerin spitze. Was für eine schöne Stimme.. Ich bin wirklich beeindruckt. Das Debüt-Album, das brauche ich dringend, das steht mal fest. Die Ansage „This is our last song“ überrascht mich dann nach einer knappen halben, vielleicht Dreiviertelstunde, die anderen Gäste auch. Ich werte dass allerdings als die typische kurze Pause, bevor es mit den Zugaben weitergeht. Die Band spielt ihren „letzten“ Song, verschwindet von der Bühne, es gibt sehr viel Beifall.

Was passiert jetzt? Die Leute klatschen weiter, und tatsächlich passiert überhaupt nichts. Die Band bleibt verschwunden. Die Zuschauer sehen sich etwas ratlos an, einige warten noch, ob nicht doch noch ein Song gespielt wird; schließlich verlassen alle das Molotow. Ich bleibe noch ein bisschen, bis ich einen Roadie sehe, der langsam, aber unaufhaltsam die Kabel aus den Instrumenten auf der Bühne rauszieht. Definitiv, das heißt „Game Over“. Somit machen Kollegin Wohlrath und ich uns auf den Weg nach draußen. „Und, wie fandest du es?“ frage ich sie, sie antwortet: „Gut! Ein bisschen kurz, aber gut!“

Wie fand ich es? Fantastisch. Bevor sich eine Band in ewig langen Outros verkünstelt und am Ende nur schlechte Songs spielt, um ein gewisses Zeitpensum auf der Bühne zu stehen, kann sie wirklich aufhören wenn es am schönsten ist. Cults haben wirklich eine tolle Show abgeliefert, sehr gute Songs, handwerklich sehr gut umgesetzt. Da sind Vanessa und ich uns einig. Für mich war es sogar das beste Konzert seit langem.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Oliver
    Aug 18, 2011 Reply

    Ich war auf dem Cults-Konzert in Köln und wegen der etwa 30 Minuten Spielzeit schon enttäuscht. Auch eine recht neue Band sollte genügend Material haben, um ein einstündiges Konzert füllen zu können. Aber darauf hatten sie wohl überhaupt keine Lust – schließlich war hier deutlich weniger los als auf ihren amerikanischen Konzerten, und warum sollte man sich für ein paar Zuschauer anstrengen?

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