Charles Manson und die Pop-Kultur

Foto von Charles MansonPrägte wie kein zweiter Krimineller die US-amerikanische Pop-Kultur: Charles Manson.

Nach über 40 Jahren im kalifornischen Staatsgefängnis Bakersfield ist Charles Manson am 19. November 2017 im Alter von 83 Jahren gestorben. Der als mehrfacher Mörder verurteilte Sektenführer (und Gelegenheits-Folk-Musiker) prägte wie kein zweiter Krimineller die US-amerikanische Pop-Kultur: Dutzende Künstler coverten Mansons Songs, samplten seine Ansprachen und verwendeten seine Figur als Symbol für die dunkle Seite des „Summer Of Love“. Die Wurzeln des Anführers der „Manson Family“ sind tief in der Pop-Musik vergraben – und ziehen sich bis in die Gegenwart.

Dabei waren die beiden größten Bands der 1960er-Jahre wichtige Bestandteile des Manson-Mythos: Nach eigenen Aussagen waren es im Jahr 1968 The Beatles, die Manson zu seinen Verbrechen inspirierten. Er verstand ihren Song „Helter Skelter“ vom „White Album“ als prophetische Ankündigung eines bevorstehenden Rassenkrieges. Im selben Jahr leistete er außerdem seinen direktesten Beitrag zur Pop-Kultur – und das ausgerechnet als Ghostwriter für The Beach Boys: Nachdem er sich nach einer zufälligen Begegnung mit deren Mitglied Dennis Wilson anfreundete, komponierte er für die Band den Song „Cease To Exist“. Wilson war von Mansons Talent beeindruckt und nahm den Song unter dem Namen „Never Learnt Not To Love“ für das Beach-Boys-Album „20/20“ auf – ohne Manson als Komponist zu erwähnen.

Es dauerte nicht lange, bis die Grausamkeit der „Manson Family“ ihren Weg in Songtexte fand: „Well, I hear that Laurel Canyon is full of famous stars / But I hate them worse than lepers and I’ll kill them in their cars“ – Neil Young war mit seinem „Revolution Blues“ im Jahr 1974 (fünf Jahre nach dem Mord an der Schauspielerin Sharon Tate) einer der ersten Künstler, der sich in die Schuhe der Manson-Family-Mitglieder versetzte. Auch die Noise-Rock-Institution Sonic Youth arbeitete sich mit „Death Valley 69“ an dem Mythos ab – versetzte sich dabei jedoch in die Schuhe der Opfer: „Deep in the valley, in the trunk of an old car / In the back of a Chevy, I got sand in my mouth“.

Trent Reznor ging 1992 für den Aufnahmeprozess des zweiten Nine-Inch-Nails-Album ein paar Schritte weiter: „The Downward Spiral“ wurde im 10050 Cielo Drive, Los Angeles aufgenommen – dem Haus, in dem die Schauspielern Sharon Tate ermordet wurde. Reznor produzierte außerdem Marilyn Mansons Debüt „Portrait Of An American Family“, das auf vielen Ebenen mit dem Manson-Mythos verknüpft war.

Einer der aktuelleren Querverweise findet sich in Death Grips‘ „Beware“, dem ersten Song ihres Debüt-Mixtapes „Exmilitary“ aus dem Jahr 2011. Das US-amerikanische Noise-Rap-Trio samplte dafür ein Interview, in dem sich der bereits inhaftierte Manson in größter HipHop-Manier als düsterer König der Unterwelt darstellte: „Was soll ich denn wie ein Teenager herumrennen und von anderen Menschen Geld verdienen? Ich mache das Geld! Das ist mein Spiel, ich teile die Karten aus!“ Dabei schien eines immer gleich zu sein, egal ob bei Neil Young, Sonic Youth, Trent Reznor oder Death Grips: Eine morbide Faszination, nicht nur mit der Figur Charles Manson, sondern den dunklen Facetten des Menschen an sich.

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