Vor 35 Jahren starb Elvis Presley

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Vielleicht lebt Elvis Presley heute mit Kurt Cobain und Tupac Shakur auf einer geheimen Insel, vielleicht tritt er in Las Vegas als Elvis-Imitator auf. Oder aber – und das ist am wahrscheinlichsten – er starb heute vor 35 Jahren, am 16. August 1977, auf seinem Anwesen Graceland in Memphis, Tennessee.

Der Kult um Elvis Presley ist auch 35 Jahre nach seinem Tod ungebrochen. Manche sehen ihn auf einem verbrannten Stück Toast, andere sogar auf der Straße. Sieben Prozent der US-Amerikaner glauben laut dem Sender CBS, dass der King Of Rock’n’Roll noch am Leben ist. Sieben Prozent der US-Amerikaner sind 20 Millionen Menschen. Vor einigen Tagen wurde eine Plastikdose, in der sich 1975 Elvis‘ Antibiotika befunden haben, für 6.875 Dollar versteigert.
Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Menschen, dessen leere Medikamentendosen so viel wert sind. Und wahrscheinlich gibt es auch keinen anderen Menschen, der wichtiger für die Popularisierung des Rock’n’Roll war.

Elvis ist vielleicht der berühmteste Rockmusiker aller Zeiten, aber er war sicherlich nicht der erste. Mit Bill Haley gab es bereits vor ihm bereits einen weißen Musiker, der eine wilde Mischung aus Blues, Country und Bluegrass spielte, ganz zu schweigen von zahlreichen afroamerikanischen Musikern, die diesen Stil in den Vierzigern erfanden. Bis heute gibt es nicht wenige Kritiker, die Elvis vorwerfen, „schwarze“ Musik gestohlen zu haben. „Elvis was a hero to most / But he never meant shit to me you see / Straight up racist that sucker was“, machten beispielsweise Public Enemy im Song „Fight The Power“ ihrem Ärger Luft, dass Elvis mit der Musik berühmt geworden war, die schon lange vor ihm afroamerikanischen Musiker spielten – die aber aufgrund ihrer Hautfarbe im Amerika der 50er Jahre keinerlei Chancen hatten, von den großen Radiosendern gespielt zu werden.

2002 gab sich Chuck D. von Public Enemy in einem Interview allerdings versöhnlicher. „As a musicologist — and I consider myself one — there was always a great deal of respect for Elvis […] My whole thing was the one-sidedness — like, Elvis‘ icon status in America made it like nobody else counted […] My heroes came from someone else. My heroes came before him. My heroes were probably his heroes. As far as Elvis being ‘The King,’ I couldn’t buy that.“
Ein Fakt, dessen sich Elvis allerdings selbst sehr wohl bewusst war, wie er 1956 in einem Interview zu Protokoll gab. „The colored folks been singing it and playing it just like I’m doin‘ now, man, for more years than I know. They played it like that […] and nobody paid it no mind ‚til I goosed it up. I got it from them. Down in Tupelo, Mississippi, I used to hear old Arthur Crudup bang his box the way I do now and I said if I ever got to a place I could feel all old Arthur felt, I’d be a music man like nobody ever saw.“
Unbestritten ist, dass Elvis Presley maßgeblich dafür verantwortlich war, dass Rock’n’Roll in der Mitte der Gesellschaft ankam – wovon auch die Musiker profitierten, deren Stil er kopierte. „He was an integrator. Elvis was a blessing“, so Little Richard über Presley. „They wouldn’t let black music through. He opened the door for black music.“

Elvis erste Single war 1955 ein Cover eines Songs des von ihm so verehrten Arthur Crudup. Mit „That’s All Right Mama“ hatte der damals 20-jährige Presley seinen ersten Hit in seiner Heimat Memphis und noch im selben Jahr stand er mit der Single „I Forgot to Remember to Forget“/“Mystery Train“ auf Platz 1 der Country-Charts. Ein Jahr später erlangte Presley durch seinen legendären Live-Auftritt in der Milton-Berle-Show endgültig in ganz Amerika Berühmtheit. Seine Hüftbewegungen zum Song „Hound Dog“ wurden ein nationaler Skandal und machten ihn gleichzeitig zur Ikone der amerikanischen Teenager. Dass Rock’n’Roll die Jugend verdirbt, verstand sich damals von selbst, und Elvis Presley als König des Rock’n’Roll war damit hauptverantwortlich für den Niedergang der westlichen Kultur. Doch mit dem Zorn der diversen Elternverbände und religiösen Gruppen konnte Presley ganz gut leben, und obwohl er von da an bei seinen Fernsehauftritten nur noch von der Hüfte aufwärts gezeigt wurde, schadet all das seinem Erfolg nicht – im Gegenteil. Er startete zusätzlich eine Karriere als Schauspieler – mit Filmen wie „Love Me Tender“ oder „Jailhouse Rock“ überaus erfolgreich.

Auch zwei Jahre in der Army taten dem Elvis-Hype keinen Abbruch und Presley konzentrierte sich in den 60er Jahren verstärkt auf seine Filmkarriere. Er drehte zwei bis drei Filme jährlich, deren Qualität durchgehend sehr fragwürdig ist, was damals jedoch zweitrangig war, da Elvis Presley mitspielte. So bestand Elvis‘ Diskographie in den Sechzigern größtenteils aus mittelmäßigen Soundtracks, doch er bewies mit Singles wie „Return To Sender“ oder „Little Sister“, dass er sein Talent alles andere als verloren hatte.
Nachdem ihm in den Sechzigern nach und nach Bands und Musiker wie die Beatles, die Rolling Stones oder Bob Dylan den Rang abgelaufen hatten, meldete sich Elvis Presley 1969 auf beeindruckende Art zurück. Er frischte seinen Stil mit Soul- und Popreferenzen auf und stand mit dem Album „Elvis in Memphis“ inklusive Songs wie „Suspicious Minds“ oder „In The Ghetto“ wieder an der Spitze der Charts.

In seinen letzten Jahren fiel Elvis weniger durch seine Musik als durch sein Privatleben auf. Seine Ehe ging in die Brüche, er nahm stark zu, wurde medikamentenabhängig und wenn er nicht tourte, verschanzte er sich auf seinem Anwesen in Memphis. Dort wurde Elvis Presley am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren tot aufgefunden. 2002 besuchten am 25. Jahrestag seines Todes 40.000 Menschen Elvis‘ Grab in Graceland. Dieses Jahr dürften es nicht viel weniger sein.

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