Jeffrey Lee Pierce (Foto: By Yves Lorson, CC BY 2.5 , via Wikimedia Commons)
Er verheiratete die US-amerikanische Roots-Musik mit dem britischen Punk-Rock: Jeffrey Lee Pierce. Der am 31. März 1996 gestorbene Sänger und Gitarrist beeinflusste mit seiner Band The Gun Club eine ganze Generation von Alternative-KünstlerInnen. Am 27. Juni 2018 wäre er 60 Jahre alt geworden.
Jeffrey Lee Pierce wurde in der kalifornischen Stadt Montebello geboren. Während Mitte der 70er-Jahre der Punk-Rock begann, den Pop in Brand zu stecken, hatte er zwei ganz andere Leidenschaften: Ein Konzert von Bob Marley machte ihn zu einem Verehrer des Roots-Reggae, während sein Freund Bob Hite (Sänger und Gitarrist der Blues-Rock-Band Canned Heat) ihn mit der weiten Welt des Delta-Blues vertraut machte. Speziell letztere Musik sollte zur Grundlage seines Sounds werden.
„Fire Of Love“, das 1981 erschienene Debüt seiner Band The Gun Club, gilt bis heute als eine der wichtigsten Platten der Pop-Musik. Ein aberwitziges Album, auf dem sich Robert-Johnson-Standards in aggressive Schrammel-Massaker verwandeln und Country und Noise Hand in Hand gehen. Über allem schwebt Pierces einzigartige Stimme, mal hasserfüllt schreiend, mal bedrohlich croonend. Dieser kompromisslose Stilmix wurde auf den Nachfolgeplatten „Miami“ und „Las Vegas Story“ etwas entschärft, mit der Zeit gewann Pierces Blues-Faszination die Überhand. Auf „Las Vegas Story“ war zum ersten Mal sein langjähriger musikalischer Weggefährte Kid Congo Powers auf einem The-Gun-Club-Album zu hören. Die beiden hatten die Band gemeinsam gegründet, Powers verließ die Gruppe jedoch kurz vor den Aufnahmen zu „Fire Of Love“, um in den Bands The Cramps und Nick Caves The Bad Seeds Gitarre zu spielen.
Von Delta-Blues bis Schrammel-Punk
1985 veröffentlichte Pierce sein erstes Solo-Outing „Wildweed“, auf dem er sich von seiner sanfteren Seite zeigte. Zwei Jahre später folgte mit „Mother Juno“ die letzte wirklich gute The-Gun-Club-Platte, produziert vom Cocteau-Twins-Gründer Robin Guthrie. 1992 nahm er mit „Ramblin‘ Jeffrey Lee and Cypress Grove with Willie Love“ ein waschechtes Delta-Blues-Album auf – offensichtlicher sollte seine Verehrung für die US-amerikanische Roots-Musik nie werden. Während dieser Phase wurde Pierce von zahlreichen, seinem hedonistischen Lebensstil geschuldeten Krankheiten geplagt. 1996 wurde er mit einem Leberversagen ins Krankenhaus eingeliefert. Wenige Monate später starb er an einer Hirnblutung. Er wurde nur 37 Jahre alt.
Wie stark die Wirkung war, die Pierce auf seine WegbegleiterInnen ausübte, wurde spätestens im Jahr 2010 klar: Unter dem Namen „The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project“ komplettierten zahlreiche namhafte VerehrerInnen alte Demoaufnahmen, die in seinem Nachlass gefunden wurden. KünstlerInnen wie Iggy Pop, Debbie Harry, Nick Cave, Lydia Lunch, Mark Lanegan, Thurston Moore oder Primal Scream kamen zusammen, um die Songs fertig zu stellen, die Pierce aus eigener Kraft nicht vollenden konnte.
Anlässlich des 20. Todestages von Jeffrey Lee Pierce widmete Christian Tjaben ihm am 13. März 2016 eine Ausgabe seiner Sendung Sendung School Of Rock. Mitglieder im Förderverein Freunde von ByteFM können die Sendung in unserem Archiv nachhören.
Diskussionen
3 CommentsTom
Jul 5, 2018I never forget him. Dankey
Dennis
Aug 10, 2020Das Album heißt las vegas STORY nicht las vegas blues
ByteFM Redaktion
Aug 11, 2020Lieber Dennis,
gut gesehen, danke für den Hinweis – ist korrigiert.
Viele Grüße
Henning Tudor-Kasbohm / ByteFM Redaktion