Joan As Police Woman – „Damned Devotion“ (PIAS)
Die Karriere der klassisch ausgebildeten Violinistin Joan Wasser verlief schon immer in Schlangenlinien: Vom kratzigen Indie-Rock ihrer ersten Band The Dambuilders über den herzzerreißenden Kammerpop von Antony & The Johnsons bis zum modernen Soul-Rock ihres Solo-Projekts Joan As Police Woman. Auf dessen fünftem Album „Damned Devotion“ versammelt die US-amerikanische Künstlerin all diese dispersen Qualitäten auf einer LP.
Was „Damned Devotion“ am meisten von ihren vorigen Platten absetzt, ist Wassers neue Liebe für den Rhythmus: Schlagzeuger Parker Kindred, der sie mittlerweile seit über einer Dekade begleitet, peitscht die Jazz- und Rock-Harmonien mit gleichzeitig vertrackten und ins Mark gehenden Beats in neue Höhen. Bei Songs wie „Steed (For Jean Genet)“ ist das fast schon Funk, und selbst durch Liebeslieder, wie beim Abschlusssong „I Don‘t Mind“, poltern stark verzerrte Drums.
Poetische Empathie
Seine rumpelnden Synkopen geben dem kräftig schlagenden Herz des Album namens „The Silence“ eine bedrohliche Dringlichkeit. „It‘s the silence that dulls the knife“, warnt Wasser im Refrain, während im Hintergrund ein anonymer Chor aus voller Brust „My body / My rights“ ruft. Diese Stimmen kommen nicht von irgendwoher: Es ist ein Slogan, den Wasser 2017 auf dem Women‘s March in Washington gesamplet hat.
Kindred versteht es zum Glück aber auch, Raum für Wassers Stimme zu lassen, so wie im gemütlich fließenden Opener „Wonderful“ oder in der zarten Single „Warning Bell“. Letztere ist der emotionale Höhepunkt von „Damned Devotion“, eine berührende Ode an die romantische Naivität: Wenn die lautesten Warnglocken wie die schönste Musik klingen. Diese poetische Empathie ist es, die Joan As Police Woman zu einer großen Songwriterin macht.
Veröffentlichung: 9. Februar 2018
Label: PIAS