Johann van der Smut – "Berg"

Von kolell

Johann van der Smut Johann van der Smut

Was sich bei der jetzt folgenden Band vielleicht zunächst wie ein niederländischer oder flämischer Liedermacher anhört, entpuppt sich beim Hören allerdings als eine schmetternde und schweißtreibende deutsche Indie-Rock Band: Johann van der Smut.

Hinter dem Projekt stecken drei junge und noch unverbrauchte Herren aus dem Sauerland, die nach erstmaligem Hören etliches an Wut in ihre Titel legen – aber stets mit System. Die Band hat gerade ihr Debütalbum „Berg“ veröffentlicht und steht nun vor einem steilen Anstieg. Die ersten Meter dieser Tour haben sie bereits mit Bravour gemeistert und man kann sich sicher sein, dass sie mit dieser Platte auch die Spitze erklimmen werden. Die Musik der Sauerländer strotzt nur so vor Energie und in ihren Tracks transportieren sie eine bisher selten gehörte nachdenkliche aber im Grunde genommen dennoch optimistische, ja geradezu aufbrecherische Stimmung.

Das Schlagzeug treibt dabei die teils geschrieenen Vocals und gerade die Gitarre macht aus ihren Songs eine fast schon revolutionäre Musik. Wenn man mit einigen wenigen Schlagworten die Musik beschreiben müsste, so würden mit Sicherheit folgende Begriffe fallen: Hassliebe, Alltägliches, Resignation und Zielstrebigkeit.

Etwas ulkig mutet es an, wenn man bedenkt, wie die Band vor ein paar Jahren entstanden ist. Angeblich basierte die Idee die gemeinsame Band zu gründen auf einer Figur aus dem Film „Austin Powers“. Inspiriert von diesem Film gründeten Timm (Schlagzeug), Max (Vocals/Gitarre) und Hannes (Bass) Johann van der Smut. Hinter dem Namen steht also nichts Glamouröses, aber kreative Köpfe sind sie allemal. So sind auch die Frisuren der Herrschaften sind bis ins letzte Detail gestylt und sitzen auch nach einem langen, schweißtreibenden Gig noch annähernd perfekt.

Nach der Gründung ging es dann erst einmal auf etliche Bühnen, u. a. haben sie Kakkmaddafakka supportet. Sie machen aus ihren Auftritten keine bombastischen Shows. Nein, Johann van der Smut wollen in den Minuten, in denen sie auf der Bühne stehen, sie selbst sein und alles geben. Und das nicht zu wenig. Zu einem ihrer Highlights gehörte dieses Jahr mit Sicherheit ihr Auftritt auf dem Reeperbahn Festival. Dort durften sie sogar zwei Konzerte geben.

Das Debütalbum von Johann van der Smut „Berg“ kam vergangene Woche in die Plattenläden und daran haben sie alles selbst produziert.

Ein wenig klingen Johann van der Smut so, als ob sie mit Gang Of Four aufgewachsen wären und irgendwie auch wie die Bands von der britischen Insel aus dem Jahr 1980. Auch wenn Johann van der Smut etliche Ähnlichkeiten mit diversen Bands aus dieser Zeit aufweisen, ist die Musik auf ihrer Platte erfrischend anders.

Die Frage, wonach sie aber wirklich klingen, kann man pauschal und aus dem Grünen heraus nicht beantworten. Fakt ist, dass gerade Songs wie der Opener der Platte „Gold“ ordentlich nach vorne gehen. Und schon am Anfang der Platte stellt sich eine Gewissheit ein, dass sie mit ihrem Debüt ein Goldstück geschaffen haben. Die treibenden Gitarrenriffs, aggressiven Vocals und der drivende Bass setzen sich auch im folgenden Track „Nach dem Nebel“ fort. Schon ist klar, wohin sie mit ihrer Musik wollen: Den Berg bis zur letzten Spitze erklimmen.

So langsam aber sicher wird man auch mit Johann van der Smut warm und es fallen vor allem deren Texte auf. So wie im Track „Lange Haare Kurzer Sinn“: Dort texten Johann van der Smut, dass es sinnlos sei, sich auf die Suche nach den elementaren Bestandteilen im Leben zu machen. Denn beginnt man erst einmal mit der Suche, so beginnt sich auch der Gegenstand weiter von einem zu entfernen. Lieber sucht man nicht danach, sondern lässt es auf sich zukommen, dann kommt es von ganz allein.

Ebenso nachdenklich wird es im Titel „Sie schlagen auf dich ein“. Dort geht es um Intrigen, falsche Freunde und um Entscheidungen, die man bereut, weil man sie eben nicht oder eben falsch getroffen hat.

Einen etwas ruhigeren Track findet man letztlich in „Verwirrtheit“. Hier halten sich die Gitarrenriffs dezent im Hintergrund und auch das Schlagzeug treibt den Rhythmus nicht mehr so energisch nach vorne. Gerade in diesem Moment spürt man die Bedeutung ihrer deutschen Texte. Jetzt wird die instrumentale Begleitung eher nebensächlich und der Text rückt in den Vordergrund.

Mit ihrem Debüt feiern Johann van der Smut einen mehr als gelungenen Einstieg und versprechen ihren Hörern wahrlich Großes. Für alle, die begeistert sind von dieser Band, sei gesagt: Ein „van“ in einem Namen hat nicht immer einen niederländischen oder belgischen Hintergrund. Es gibt sie immer noch die Bands, die sich einen kreativen Namen suchen.

Johann van der Smut: 23 Grad from johann on Vimeo.

Weitere Informationen zur Band findet Ihr auf ihrer Bandseite.

Niklas Kolell betreibt das Blog Soundkartell. Jede Woche stellt er im Magazin eine neue Band vor.

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