Klassenarbeit im Blaumann: Kala Brisella mit „Working Star“ (Videopremiere)

Bild der Berliner Band Kala Brisella, die ein neues Musikvideo zum Track „Working Star“ veröffentlicht hat.

Kala Brisella (Foto: Leroy Hawelky)

Einem Bonmot zufolge ist im Kapitalismus nur eines schlimmer als die Arbeit – nämlich, wenn man keine hat. Sprechen wir kurz über ersteres: Arbeit haben. Die Zumutungen des Lebens in einer auf Ausbeutung der Arbeitskraft und Profitmaximierung ausgerichteten Wirtschaftsweise sind bekanntlich oft nur schwer zu ertragen. Die Arbeitswelt, übrigens nicht nur die der Niedriglöhner*innen und Geringqualifizierten, ist ein Reich blödsinniger und trister Realitäten. Obendrein ist sie eine Sphäre voller Zwiedenken und eigentlich unversöhnlicher Widersprüche, an deren Offenlegung sich auch Bands wie Die Sterne mit „Convenience Shop“ oder, noch länger her, Von Spar mit ihrem Track „Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“ versucht haben. Kala Brisella stehen damit in bester Tradition und legen jetzt noch einen drauf. Sie demontieren in ihrem Track „Working Star“ gekonnt und voll Wonne die Heuchelei der Botschaften, die der arbeitenden Klasse seit jeher eingetrichtert werden.

Powersätze für die Arbeitswelt

Im Musikvideo zur neuen Single schlüpfen die drei Berliner*innen in blaue Arbeitskleidung und schaffen, was das Zeug hält. Wie ein guter Arbeitstag beginnt der Clip mit Filterkaffee aus der Maschine und belegten Brötchen in einem Pausenraum. Dann werden allerhand Tätigkeiten verrichtet. Es werden Dinge geschleppt, Geräte bedient und Böden geschrubbt. Der Song groovt dazu tanzbar, melodisch und zackig drauf los, und dann kommt die lakonisch überzeichnete Indoktrination: Mit Powersätzen wie „Deine Arbeit bist nicht Du. Du bist nichts ohne sie“ oder „Du bist die Working Class, ein austauschbares Unikat“ wird den Hörer*innen der Wahnsinn der Lohnarbeit aus der Vogelperspektive vorgetragen. Eingängige Botschaften, die den Umstand demaskieren, dass man überflüssigerweise auch noch gesagt bekommt, wie man sich fühlen und die eigene Rolle verstehen soll. Poppiger Postpunk mit Witz und Tiefgang, bei dessen Realisierung Tadklimp und Olaf Opal der Band zur Seite standen, die bereits mit Bands wie The Notwist oder Friends Of Gas zusammengearbeitet haben. Das dritte Album von Kala Brisella, „Lost In Labour“, erscheint im November auf Tapete Records.

Das Musikvideo zu „Working Star“ feiert heute Premiere bei uns im Blog. Hier könnt Ihr Euch den Clip anschauen:

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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