Neues Label aus L.A.: Jazz Is Dead

Neues Label aus L.A.: Jazz Is Dead. Das Foto zeigt Ali Shaheed Muhammad, Roy Ayers und Adrian Younge, die für „Jazz Is Dead 001“ zusammengearbeitet haben.

Ali Shaheed Muhammad, Roy Ayers und Adrian Younge, die auf „Jazz Is Dead 001“ zusammengearbeitet haben

Rock ist tot. HipHop – schon vor Jahren dahingeschieden. Und Jazz, der riecht schon lange komisch (so Frank Zappa). In der fast ein Jahrhundert währenden Geschichte der populären Musik gehört es fast zum guten Ton eines Genres, dass es mindestens einmal totgesagt wird. Somit ist dieses Attest meist nur Motivation dafür, möglichst facettenreich wieder aufzuerstehen.

Jazz erfährt seine Wiederbelebung seit Jahren an vielen Orten: London ist mit Protagonist*innen wie Nubya Garcia, Shabaka Hutchings oder Sheila Maurice-Gray einer davon. Los Angeles ein anderer. Dort gedeiht seit Jahren eine Beat-Maker-Szene, die Jazz und HipHop verschränkt, aber auch in Bars werden junge Leute an den Jazz herangeführt. Dort traf sich auch die Szene um das Label Brainfeeder von Flying Lotus, dem vor wenigen Jahren etwa Kamasi Washington mit seinem Abräumer-Album „The Epic“ entstieg.

Futuristisches Kopfnicken Richtung Vergangenheit

Eine Konzertreihe aus L.A. richtet sich genau an die Unkenrufenden, die immer wieder den vitalen Status von Genres beschreien. Unter dem Namen Jazz Is Dead treten hier neue Stars des Genres zusammen mit den Legenden auf, die Jazz in den vergangenen Jahrzehnten zu dem gemacht haben, was er ist. Ins Leben gerufen wurde die Reihe von dem Musikpromoter Andrew Lojero, der wiederum nun aus der Veranstaltung ein Label macht.

„Jazz Is Dead 001“ heißt die erste Veröffentlichung, für die Lojero A-Tribe-Called-Quest-DJ Ali Shaheed Muhammad und den Komponisten, Plattenladeninhaber und Filmmusiker Adrian Younge (verantwortlich zum Beispiel für den Soundtrack von „Luke Cage“) gewinnen konnte. Es sei surreal gewesen, mit den Größen zusammen im Studio zu stehen, die man früher gesamplet habe, meint Ali Shaheed Muhammad. Er beschreibt das Album als ein „futuristic nod to the past“, ein futuristisches Kopfnicken Richtung Vergangenheit.

Ob nun wehmütige Orgeln von Doug Cart, samtige Grooves von Roy Ayers oder die Flöten von Brian Jackson, der in den 70er-Jahren vor allem Alben von Gil Scott-Heron bereicherte – sie alle finden unter den Augen und Ohren der beiden Produzenten auf „Jazz Is Dead 001“ zusammen. Bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Veröffentlichungen von Jazz Is Dead die optimistische Dreistelligkeit im Titel auch wirklich erreicht.

Um die jüngste Auferstehung des Genres und die erste Veröffentlichung von Jazz Is Dead gebührend zu feiern, widmet Kai Bempreiksz heute seine Sendung Hidden Tracks dem höchst vitalen Label. Hidden Tracks über Jazz Is Dead, zu hören heute, am Mittwoch, den 8. April um 22 Uhr auf ByteFM. Mitglieder im Förderverein „Freunde von ByteFM“ können die Sendung im ByteFM Archiv nachhören.

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