Laurel Halo – „Dust“ (Rezension)

Cover des Albums Laurel Halo – „Dust“ (Hyperdub)

7,5

Der abstrakte Synthie-Techno ihrer ersten beiden Alben „Quarantine“ und „Chance Of Rain“ machte Laurel Halo zu einem der Aushängeschilder des Londoner Hyperdub-Labels, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2004 durch Steve Goodman aka Kode9 zu einer der ersten Adressen in Sachen Contemporary Clubmusik mit Hang zum Pop-Experiment entwickelt hat. Auf „Dust“ fügt die in Berlin lebende US-Amerikanerin ihrer Electronica viele neue Facetten hinzu und wagt sich damit weiter aus ihrer Komfortzone.

Seinen Anfang hat das Album im The Curtis R. Priem Experimental Media and Performing Arts Center in New York genommen, dort hat Laurel Halo im Januar 2015 Sounds und Ideen gesammelt. An diesen Sounds bastelte sie dann die vergangenen zwei Jahre herum, ergänzte sie um eigene Gesangsaufnahmen und arbeitete im Entstehungsprozess des Albums mit weiteren MusikerInnen, wie zum Beispiel Lafawndah, Eli Keszler, Julia Holter, Max D, Diamond Terrifier oder Michael Salu zusammen, von denen viele als Gaststimmen auftauchen. Überhaupt: Es ist vor allem die menschliche Stimme, der Halo auf „Dust“ besondere Aufmerksamkeit schenkt und die sich als organisches Pattern über die digitalen Cut-Up-Sounds legt.

Der Limitierung, die sich Menschen auferlegen, weil sie Musik ausschließlich nach subjektiven Geschmackskriterien beurteilen, wollte Halo auf diesem Album bewusst entgegensteuern – und so hat die Musikerin ihre eigene Definition von Geschmack deutlich erweitert: Sie wagt sich auf „Dust“ verstärkt an konventionelle Songstrukturen und benutzt auch Sounds, die eine leichte Aura des Kitsches verströmen. Ob Saxofon-Soli oder gesampletes Lachen – die Art und Weise, wie Laurel Halo derartige Versatzstücke in ihre Tracks einbaut, ist stets souverän.

Der Track „Moonwalk“ kann wohl am ehesten stellvertretend für Halos neuen Ansatz auf „Dust“ gesehen werden. Ein fröhlicher Beat, mit Tropical-House-Anleihen, gerät zwar immer wieder ins Sperrfeuer von obskuren Effekten und Störgeräuschen, kann seinen positiven Groove aber bis zum Ende beibehalten. Auf einen bestimmten Stil festlegen lässt sich „Dust“ aber nicht. Zu eklektisch ist ihr Mix aus experimentellen Sounds, zerhackten Vocals, Jazz-Harmonien und schwirrenden Rhythmen. Den ergänzt Halo jedoch, für sie bis dato eher untypisch, noch um eine gute Prise Lässigkeit und Humor. Steht ihr gut.

Veröffentlichung: 23. Juni 2017
Label: Hyperdub

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