M83 – „Hurry Up, We’re Dreaming“

Von kathy

VÖ: 14.10.2011
Web: „http://ilovem83.com/“
Label: Naive

Im Jahr 2000 gründete Anthony Gonzales zusammen mit Nicolas Fromageau in der französischen Stadt Antibes M83. 2004 verließ Fromageau die Band wieder und überraschte vor einigen Jahren mit wunderbaren Solo-Ambient-Alben: „Dead Cities, Red Seas & Lost Ghosts“ hieß sein zweites, mit dem er sich als kluger Elektroniker bewies. Gonzalez hingegen feilte weiter am Sound von M83 und schaffte 2008 mit dem vierten Album – „Saturdays = Youth“ – den Sprung in die Pop-Masse. Das Werk wurde u.a. von Drowned In Sound zum besten Album des Jahres gekürt. „Hurry Up, We’re Dreaming“ heißt nun das neue Studio-Album, ein Doppel-Album mit 22 Songs. Die Idee, ein Doppel-Album aufzunehmen, faszinierte ihn schon länger. So waren das „White Album“ der Beatles, Pink Floyds „Ummagumma“ und „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ der Smashing Pumpkins aus dem Jahr 1995 von besonderer Bedeutung bei der Produktion von „Hurry Up, We’re Dreaming“. Produziert wurde es von Justin Meldal-Johnsen, der bereits mit Beck, Goldfrapp und den Nine Inch Nails arbeitete.

Schon auf „Saturdays = Youth“ beherrschte Gonzales die ganz großen Popgesten. Auch „Hurry Up, We’re Dreaming“ startet bombastisch. Eine zarte Mädchenstimme von keiner Geringeren als Nika Roza Danilova, besser bekannt als Zola Jesus, flüstert von weit entfernten Welten, die existierten, „before you even existed“. Dann setzt Gonzales ein und es erklingt ein so herzzerreißendes und eindringliches „Carry On, Carry On“, das jeden überzeugen wird: auszuhalten und weiterzumachen. Das klingt sehr episch und sehr schön. Es folgt die Single-Auskopplung, die vor einigen Wochen bereits für große Begeisterung sorgte: „Midnight City“ überwältigte im wahrsten Sinne des Wortes. Da wird an Effekten und Opulenz nicht gespart, sogar ein Saxofon kommt zum Einsatz, was an Bands aus Gonzales Kindheit erinnern lässt. Spätestens beim Song „Reunion“ tauchen sogar die fast vergessenen Toto wieder in der Erinnerung auf und auch U2 muss man hier als Referenz heranziehen. Das ist wahrlich überwältigend! Es darf und soll mitgeklatscht werden und ausnahmsweise lässt man sich hinreißen. Gonzales weiß aber auch darum, seine alten Fans nicht zu verstören und so folgt darauf „Where The Boats Go“, welches alte Songs des 2005 erschienenen „Before The Dawn Heals Us“-Albums in der Erinnerung wachwerden lässt. In „Raconte-Moi Une Histoire“ erzählt ein kleines Mädchen die Geschichte eines Frosches: „if you touch its skin you can feel your body changing“ heißt es da. Mit „Soon My Friend“ verabschiedet sich Gonzales auf der ersten CD.

„New Map“ ist ähnlich wie „Reunion“ eine Verbeugung vor den pompösen Bands der 80er und 90er Jahre. Bei „OK Pal“ hört man kurz die Simple Minds, eine weitere Referenz an Gonzales Jugend; deren „Don’t You Forget About Me“ sollte zur Hymne des 80er-Jahre-Kultfilmes „Breakfast Clubs“ von John Hughes werden. Bei „Splendour“ ertönt dann noch der obligatorische Kinderchor und man kann wohl sagen, Gonzales zieht alle Register. „Splendour“ ist ein wunderschöner kitschiger Song. Aber Kitsch ist doch auch mal schön! Gerade so zum Herbst kann man doch auch mal die Welt umarmen. So ist „Hurry Up, We’re Dreaming“ eine Art Kulmination der M83-Geschichte. Gonzales kämpft auf dem Album gegen alle Klischees, in dem er sie sich zunutze macht und den Hörer sprachlos und wie in einem Rausch zurück lässt.

Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.

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