Mick Harvey – "Four (Acts Of Love)"

Mick Harvey - Four (Acts Of Love)VÖ: 26. April 2013
Web: mickharvey.com
Label: Mute

Bereits der Vorgänger „Sketches From The Book Of The Dead“ war ein monumentales Konzeptalbum – ein intimes Werk, das sich mit den Themen Schmerz und Verlust auseinandersetzte. Harvey gelang das seltene Kunststück, auf einfühlsame Art und Weise die langsam verblassenden Bilder verlorener Freunde festzuhalten. Nun erscheint via Mute sein sechstes Studioalbum „Four (Acts Of Love)“, eine Kontemplation über die romantische Liebe – ihr Werden, ihr Bestehen und ihren Verlust.

Mick Harvey ist hierzulande vor allem durch seine ehemaligen Mitgliedschaften bei Crime And The City Solution und natürlich Nick Cave & The Bad Seeds bekannt. Mit ebenjenem Nick Cave spielte er bereits vor der Gründung der Bad Seeds in den 80er-Jahren bei der Band The Boys Next Door und deren Nachfolger The Birthday Party. Des Weiteren veröffentlichte er diverse Soundtracks für australische Independent-Filme (u. a. „Chopper“, „Australian Rules“, „Suburban Mayhem“). Jüngst wurde PJ Harveys Album „Let England Shake“ mit dem Mercury Prize ausgezeichnet, bei dem Harvey Co-Produzent war. Im Zuge der Veröffentlichung von „Four“ tourte er im März durch Neuseeland. Darauf folgt im Mai ein Auftritt beim I’ll Be Your Mirror Festival in London, wo er Songs von Serge Gainsbourg in englischen Versionen performt. Man darf sich Mick Harvey also zurecht als vielbeschäftigten Menschen vorstellen.

Aufgenommen wurde die neue Platte in den Studios „Grace Lane“ und „Atlantis Sound“ in Melbourne und ist thematisch in drei Akte unterteilt – „Summertime In New York“ (I), „The Story Of Love“ (II) und „Wild Hearts Run Out Of Time“ (III). Neben eigenen Kompositionen enthält „Four“ aber auch einen Song von PJ Harvey, „Glorious“, und Interpretationen von The Saints’ „The Story Of Love“, Van Morrissons „The Way Young Lovers Do“, Exumas „Summertime In New York“ und Roy Orbisons „Wild Hearts (Run Out Of Time)“. Als musikalische Begleitung hat sich Mick Harvey mit Rosie Westbrook am Kontrabass und JP Shilo an Violine und Gitarre kongenial verstärkt. Das vorliegende Resultat sind intime Folk-Rock-Stücke, die vom gedämpften und tiefen Gesang Harveys geführt werden. Mit wenigen Textzeilen schafft er es spielerisch, dass man den Geschichten in den Songs gefesselt lauscht. Hier besteht eine nicht zu leugnende Gemeinsamkeit mit Nick Cave, jedoch bietet Harvey einen anderen Ausblick: Statt Wut und Zynismus sind bei ihm eher Zärtlichkeit und Hoffnung zu finden. Fast vierzig Jahre an der Seite von Cave lassen sich eben nicht einfach wegwischen. Während sich der Altmeister früher gerne in fiktive Mordorgien gestürzt hat, wählt sein ehemaliger Gitarrist den persönlichen Zugang.

Im Mittelpunkt des Albums stehen geschmackvoll zusammengestellte Gitarren- und Klavierkompositionen, wie etwa beim Opener „Praise The Earth (Wheels Of Amber And Gold)“ oder bei „I Wish That I Were Stone“ und dem abschließenden „Praise The Earth (An Ephemeral Play)“. In durchdachter Regelmäßigkeit werden diese Stücke durch ruhige, düstere Arrangements unterbrochen, die den nächsten Akt einleiten oder beschließen. Das bedrohliche „Where There’s Smoke (Before)“, das betörende „The Way Young Lovers Do“, das akustische Kleinod „A Drop, An Ocean“ oder die jazzigen „Where There’s Smoke (After)“ und „Midnight On The Ramparts“ – minimalistisch inszeniert, aber dennoch existenziell stark aufgeladen. Harvey besitzt hierbei eine tiefe, vibrierende, angenehm unaufgeregte Stimme, die sich wie ein roter Faden durch die emotionalen Höhen und Tiefen der vierzehn Songs zieht. Man bekommt das Gefühl, dass am Anfang die Poesie oder auch die Geschichte steht, und sich erst dann langsam die Musik darum herum entwickelt.

„Four (Acts Of Love)“ ist ein konzentriertes und geistiges Sichversenken in die Komplexität der Liebe, das auf ganzer Länge wegen der permanenten Brüche nicht immer harmonisch klingt, dennoch im Kontext eines Konzeptalbums hervorragend funktioniert. Zudem ist es ein weiterer Beweis für Harveys vorsichtige Bescheidenheit und selbstsichere Ehrlichkeit.

Das ByteFM Album der Woche.

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