Christiane Rösinger – „Lieder Ohne Leiden“ (Rezension)

Von Luise Vörkel, 24. Februar 2017

Cover des Albums Lieder Ohne Leiden von Christiane RösingerChristiane Rösinger – „Lieder Ohne Leiden“ (Staatsakt)

Veröffentlichung: 24. Februar 2017
Web: christiane-roesinger.de
Label: Staatsakt

7,0

Christiane Rösinger ist zurück. Genau genommen war sie in den sechs Jahren seit ihrem Solodebüt „Songs Of L. And Hate“ nie wirklich verschwunden: In regelmäßiger Unregelmäßigkeit lädt sie im Berliner Südblock zu ihrer Flittchenbar-Revue ein. Und mit „Liebe wird oft überbewertet“ und „Berlin – Baku“ sind in der Zeit zwei Bücher von ihr erschienen.

Dass ihr das Geschichtenerzählen wichtig ist, weiß man auch, wenn man sich ein bisschen mit Christiane Rösingers musikalischer Vergangenheit auseinandersetzt. In den 90ern sang sie bei den Lassie Singers, später bei Britta, über den Sinn und Unsinn von Paarbeziehungen, von Lohnarbeit, Müßiggang und Emanzipation. Das alles beschäftigt Christiane Rösinger auch heute noch. Und mit dem Titel „Lieder Ohne Leiden“ macht sie uns natürlich was vor: Wenn sie Songs schreibt, können die nicht ohne Sorgen auskommen.

„Und weil ich melancholisch bin, nehme ich das alles schwer, und weil ich musikalisch bin, gibt das ein paar Lieder her“, fasst das Rösinger unterstützt von Chor und Bläsern im Eröffnungsstück „Kleines Lied“ passend zusammen. Statt Liebe und Hass beschäftigt sie sich in ihren neuen Songs aber zum Beispiel mit den linken Freundinnen und Freunden, die plötzlich Eigentumswohnungen erben und sich in dem Versuch der Selbstkritik verrennen („Eigentumswohnung“). Zu gesetztem Rock ’n’ Roll macht Rösinger einen Abgesang auf das kreative Prekariat – in „Lob Der Stumpfen Arbeit“ spitzt sie wunderbar zu: „Sich zu promoten, das gehört verboten. Statt socialisen mit Freunden trinken und speisen“.

Und mit „Was Jetzt Kommt“ ist ihr gelungen, die Themen Klasse, Gender und Privilegien in einer äußerst eleganten Ballade zusammenzubringen. Mit ihrem Streicher- und Klavierarrangement erinnert der Song an die großen Popgesten von Burt Bacharach. Andreas Spechtl von der Band Ja, Panik hat Christiane Rösinger wie schon bei ihrem Debüt als Co-Produzent zur Seite gestanden. Zu Rösingers lakonischer und treffender Kultur- und Sozialkritik schafft er die passende Pop-Bühne – mal melancholisch zurückhaltend, mal straight und ausufernd.

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