Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.
Wer? Cat’s Eyes ist ein Duo bestehend aus der renommierten kanadischen Opernsängerin Rachel Zeffira und dem britischen The Horrors-Sänger Faris Badwan. Die beiden Musiker trafen sich 2009 auf einer Party und tauschten sich über ihre Vorlieben für 60s Girl-Groups und neue Aufnahmetechniken aus. Kurz darauf schickte Badwan Zeffira eine Mix-CD mit seinen Lieblingstracks, auf die Zeffira mit einer Demo antwortete. Daraus ist ihr Debüt „Cat’s Eyes“ entstanden, das nun auf Loog Records erscheint.
Was? In Cat’s Eyes bringen Zeffira und Badwan zwei Welten zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Traditionelle Klassik trifft auf süßen Girl-Pop und gespenstische, avantgardistische Elektro-Klänge. Für die Platte ließ Zeffira ihren Ideen freien Lauf. Die studierte Musikerin ist eine Virtuosin an zahlreichen Instrumenten, die sie auf „Cat’s Eyes“ gekonnt einsetzt. Orgel, Violine, Klavier, Horn und Oboe begleiten ihre engelsgleiche Stimme und heben den Hörer auf eine magisch-spirituelle Ebene. An der Himmelspforte klopft dann aber The Horrors-Sänger Badwan, der weniger ein instrumentales Genie ist, dafür aber gruselig singen kann. Badwan beweist auf dem Album technisches Können, indem er die von Zeffira eingespielten Instrumente durch Synthesizer, Echo-Einheiten und atmosphärische Elemente manipuliert und verfremdet. Auch mit Zeffiras Stimme selbst spielt er und gibt ihr ab und an eine schaurig-interessante Note. Um der 60s Girl-Group-Idee treu zu bleiben, haben Cat’s Eyes ihre Songtexte einfach und romantisch gehalten.
Warum? Auf „Cat’s Eyes“ verzückt Zeffiras hinreißende Stimme, während die märchenhaft eingesetzten und elektronisch modellierten Instrumente den Hörer in eine verträumte Stimmung spielen. Die Einflüsse der Shangri-Las, der Ronettes und anderer bittersüßer Girl Groups sind deutlich spürbar. Wenn Zeffira unschuldig von Liebe und Herzschmerz singt und sanfte Streicher ihren Gesang untermalen, stellen sich nicht nur beim Girl-Pop-Verfechter die Härchen auf. Badwan bringt den nötigen Kontrast, indem er stimmlich wie ein Gespenst durch das zarte Klanggerüst schwebt. „Cat’s Eyes“ fühlt sich magisch ergreifend an – von der Ruine zum Märchenschloss und zurück. Düstere Geräusche und technische Verzerrungen werden in ein watteweiches Klangbett gelegt, das wohlig und warm zum Träumen einlädt. Die haarscharfe Grenze zur Schnulze haben Cat’s Eyes gekonnt umspielt. Ihr Debüt ist ein wunderbarer Gefühlscocktail, den man wärmstens empfehlen kann.