Neue Platten: Jens Lekman – „An Argument With Myself“

Von kathy

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Wer? Man nennt den Schweden Jens Lekman gerne einen Crooner. Der wird dadurch charakterisiert, dass er, man glaubt es kaum, im Stil des Croonings singt: einem in den 20er Jahren durch die Entwicklung des Mikrofons entstandenen Gesangstil. Der Crooner zeichnet sich durch seine besonders intime Art des Gesangs aus, die dem Gesang etwas Erzählendes verleiht. Und ein fantastischer Geschichtenerzähler ist Jens Lekman. 2004 hat er sein Debüt „When I Said I Wanted To Be Your Dog“ veröffentlicht und darauf neben vielen anderen Mädchen auch ein „Psychogirl“ und den kalten schwedischen Winter besungen. Das Album erreichte Platz 6 der schwedischen Charts und Lekman wurde von der schwedischen „Elle“ in der Kategorie „Sexiest Man of Sweden“ auf Platz 15 gewählt. 2005 erschien sein zweites Album „Oh You’re So Silent, Jens“ und Lekman überlegte, seine Karriere an den Nagel zu hängen, weil er selbst keine Lust mehr hatte, seine eigenen Songs zu spielen. 2007 veröffentlicht er dann sein bislang erfolgreichstes Album „Night Falls Over Kortedala“, welches vom Paste Magazine zu einem der 50 Besten Album des Jahrzehnts gewählt wurde, aber auch von Pitchfork zu einem der 200 besten der 00er Jahre. Im Sommer 2010 veröffentlicht er den Song „The End of The World is Bigger Than Love“ und verarbeitete darin seine persönlichen Erfahrungen der amerikanischen Präsidentenwahl 2008.

Was? Nun meldet sich Jens Lekman mit „An Argument With Myself“ und fünf neuen Songs zurück. Das Titelstück startet in wunderbarer Lekman-Tradition und knüpft an das Vorgänger-Album „Night Falls Over Kortedala“ an. Das klingt sommerlich fröhlich und nach Paul Simons „Graceland“. Lekman besingt einen Kampf, den er mit sich selbst auszutragen hat, während er durch die abendlichen Straßen des australischen Melbournes, seiner neuen Heimat, wandelt: „You wanna keep fighting?“ fragt er dort sein Alter Ego und antwortet: „Yeah, I wanna keep on fightin‘.“ „Fair enough!“. Im zweiten Song „Waiting for Kirsten“ wartet er zu Streichern auf die amerikanische Schauspielerin Kirsten Dunst, die es am Ende nicht in den schwedischen Clubs schafft: „In Gothenburg we don’t have VIP lines / In Gothenburg we don’t care who you are / The VIP lines aren’t to clubs / but to health care, apartments, and jobs.“ heißt da die Erklärung, warum es zu keinem Treffen der beiden gekommen ist. Lekman zeichnet sich erneut als ausgezeichneter Erzähler aus und ist dabei gewohnt charmant. Besonders das durch Bläser getragene „New Directions“ klingt pompös und ausgefeilt wie eh und je. „So This Guy At My office“ erzählt die Geschichte von einem langweiligen Kollegen, der nach Earl Grey riecht und Lekman schwelgt dabei so nah am Kitsch inklusive Flöten, dass es schon fast schlageresk klingt. Mit „Lalalala-… I love you“-Gesang verabschiedet er sich und hinterlässt dabei ein leicht klebriges, aber doch sehr gutes, warmes Gefühl.

Warum? Jens Lekman verfügt über eine Leichtigkeit, die man vielleicht erst dann so richtig zu schätzen weiß, wenn man den schwedischen Charmeur einmal live gesehen hat und sich von seinen Entertainer-Qualitäten überzeugen konnte. Lekman ist ein grandioser Songschreiber und Musiker und zeigt mit „An Argument With Myself“ einmal mehr, wie gut er ist. Man kann nur hoffen, dass es bis zum nächsten Album nicht mehr all zu lange dauert.

Jens Lekman Live at Sky Bar in Los Angeles 12/5/2010

Label: Secretly Canadian | Kaufen

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