Joy Wellboy – „Yorokobi’s Mantra“ (BPitch Control)
6,5
Wenn man den Namen Joy Wellboy das erste Mal hört, denkt man wohl zuerst an einen Solokünstler, der mit seinem neuen Album „Yorokobi’s Mantra“ anscheinend seinen Hang zur japanischen Kultur und zu buddhistischen Traditionen zum Ausdruck bringen will. Jedoch weit gefehlt – zumindest, was den ersten Teil der Vermutung angeht.
Joy Wellboy ist ein Duo. Und ein Päarchen. Joy Adegoke und Wim Janssen, beide belgischer Herkunft, begannen ihre Zusammenarbeit im Jahr 2009. Wim hörte damals Joys Lieder und wollte sie zusammen mit ihr produzieren. Das war der Anfang ihrer Geschichte. Ihr jetzt erscheinendes Debütalbum „Yorokobi’s Mantra“ bildet den ersten großen Meilenstein ihrer noch jungen Karriere.
Yorokobi ist japanisch und heißt übersetzt Joy. So nannte Wim „Wellboy“ seine bessere Hälfte, als sie zum Japanisch-Unterricht ging. Sie singt zwar nicht auf Japanisch, jedoch weist das Album durchaus mantrische Tendenzen auf. Denn vor allem das wiederholte Hören des Albums kann mentale und spirituelle Energien freisetzen.
Die Musik von Joy Wellboy klingt auf den ersten Lauscher, als würde man sie schon längst kennen. Alles in allem ein leicht düsterer, melancholisch anmutender Elektro-Pop. Mal treibend-wummernde Basslines, mal nur ein leichtes Piano im Hintergrund. Dazu das facettenreiche Gesangsorgan von Joy. Manchmal engelsgleich-flüsternd wie auf den Tracks „Buy Me Flowers“ und „Raindrop Races“. Manchmal energischer, mit souligem Touch, wie bei „I Can Handle“, wo ihre Stimme teilweise ins Angetrunken-Unklare abdriftet.
Joys Stimme ist letztlich das Werkzeug, das dem Album das Persönliche und vielleicht auch Besondere gibt. Die erste Singleauskopplung „Lay Down Your Blade“ ist ein durchaus schöner, eingängiger Pop-Song. Leider weckt dieser, in seiner melancholisch-schönen Stimmung, sehr viele Erinnerungen an den Sound von The xx, sodass der Funke nur voreingenommen überspringt. Wer darüber hinweghören kann, wird jedoch nicht nur während dieses Songs in eine Traumwelt fallen.
Wirkungsentfaltende Anziehungskraft entsteht bei „Yorokobi’s Mantra“ erst so richtig, sobald tiefer in die Struktur und Atmosphäre der einzelnen Songs eingestiegen wird. Und das funktioniert am besten durch das häufige Wiederholen. Wie bei Mantren eben üblich. Ob da der Albumtitel ein bewusster Bedienungshinweis ist oder bloß Zufall, bleibt offen.
Die Musik von Joy Wellboy ist eigentlich eher leichte Kost. Trotzdem drückt sie temposenkend auf den Herzschlag, verleitet zum Abschweifen und hinterlässt eine melancholische Grundstimmung tief im Inneren. Einzig unerfüllender Beigeschmack bleibt, dass es insgesamt keine Neuerfindung des bekannten Elektro-Pop-Rades ist. Obwohl das Potenzial zu erahnen ist. Doch das allein macht eine Platte wie „Yorokobi’s Mantra“ bei weitem nicht schlecht.
Label: BPitch Control | Kaufen