Neue Platten: Maria Taylor – „Overlook“

Von Monique Schmiedl, 9. August 2011

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Maria Taylor, die eine Hälfte von Azure Ray geht schon seit längerem Solo-Pfade. Nach der offiziellen Trennung der Band im Jahre 2006 nahm die Sängerin ihr erstes Soloalbum auf. Seit inzwischen sechs Jahren steht die Singer-/Songwriterin allein auf der Bühne und kann mit ihren Platten beachtliche Erfolge verzeichnen. Trotz der Wiedervereinigung Azure Rays im letzten September führt Taylor ihren Soloweg fort. Am kommenden Freitag wird ihr neues Werk „Overlook“ veröffentlicht.

Was? Eine Platte für herzschmerzende Nächte, in denen man das Verlangen hat unbedingt verstanden werden zu müssen. „Overlook“, das sind neun Songs mit einer Gesamtlänge von 32 Minuten, vollgepackt mit Themen wie Herzschmerz, Trennung und wehmütigen Rückblicken. Ruhige Töne, vielfältige Instrumental-Einsätze und Taylors außergewöhnlich einfühlsame Stimme sind Helferlein für dunkle Stunden. Mit „Overlook“ ist ein Erste-Hilfe-Album entstanden. Und wer weiß, vielleicht wird die graue dunkle Welt dadurch ja ein wenig besser.

Warum? Weil sie’s (auch solo) kann! Zumindest größtenteils. Zwar will Maria Taylor sich offiziell von ihrem Azure-Ray-Sound trennen, will „Songstrukturen aufbrechen und experimentierfreudig“ sein, doch gelingt ihr das nicht so recht. Immer wieder rutschen altbekannte Klangfarben und Arrangements in ihre Songs, die sich einem Azure Ray-Einschlag nicht verwehren können. So bedient sich auch „Overlook“ einer unglaublich großen Vielfalt an Instrumenten, von Streichern über Fagotte bis hin zu (E- und Akustik)Gitarren und Synthesizern. Kein Wunder, dass die Westerngitarre und das Cello oft im Vordergrund stehen, meist perfekt im Spiel mit Taylors herausstechenden Stimme.
Überhaupt steht Maria Taylors Stimme ganz zwangsläufig im Mittelpunkt des Albums. Ob bei „Masterplan“, einem Song in dem sie gesanglich von stark und kräftig bis hin zu hauchend und sanft einfach alles kann, oder bei „Happenstance“, den die Sängerin mit einer überraschend klaren, beinahe eisklaren Stimme darbietet. Maria Taylor ist gesanglich in hochform.
Doch kann auch die Stimme einer Maria Taylor nicht über den Wehrmutstropfen hinweghelfen, dass viel zu oft, viel zu viel gewollt wurde. Greift man zurück auf das Eingangs-Zitat der Sängerin, so wird klar, warum „Overlook“ sich an einigen Stellen wie unbedingt gewolt anhört. Der versuchte Sound-Wechsel gelingt nur bedingt, wirkt vor allem aber durch ‚zu viel‘ erzwingen. Einsätze von E-Gitarren-Soli oder Synthie-Sounds wirken verfehlt und machen die Songs kaputt (zB beim eben genannten „Masterplan“). Auch textlich bleibt Taylor allzuoft an alltbekannten Welt-Schmerz-Floskeln hängen, wenngleich sie sich einer großen Breite, von witzig bis verspielt („Bad Idea?“) über tragisch und schwermütig („This Cloud Last A Lifetime“), bedient.
Insgesamt ist „Overlook“ ein gelungenes Album das sich seinen Wurzeln nicht entziehen kann. Der gewollte Aufbruch lässt auf sich warten, was an der ein oder anderen Stelle auf Kosten des Songs geht.
Maria Taylors „Overlook“ bleibt ein Album für Liebhaber von Singer-/Songwritern und insbesondere Azure Ray und für alle Herzschmerzgeplagten dieser Welt.

Label: Affairs Of The Heart | Kaufen

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