Dunham/Daptone
7,5
Im Brooklyn geht die Menahan Street in nordwestlicher Richtung von der Bushwick Avenue ab und endet nach circa drei Kilometern beim Fresh Pond. Es ist eine Einbahnstraße, typisch amerikanisch, schnurgerade und erst gegen Ende, wo die Forest Avenue kreuzt, gibt es einen kleinen Knick. Rein ästhetisch keine besonders schöne Straße, doch in gewisser Weise ist ihr Verlauf sinnbildlich für das neue Album der Band, der sie ihren Namen gegeben hat, der Menahan Street Band.
Diese zeichnet sich nicht nur durch ihren Status als offizielle Hausband von Dunham Records, dem Daptone-Sublabel, das unweit in der Troutman Street residiert, aus. Jay-Z und 50 Cent haben sie gesampelt, sie sind die Backing-Band auf Charles Bradleys Debütalbum „No Time For Dreaming“ und spielen alle sowieso noch für andere erfolgreiche Künstler. Und in diesem Punkt wird es ein wenig unübersichtlich: Die Gründungsmitglieder Thomas Brenneck, Homer Steinweiss, Nick Movshon, Dave Guy und Leon Michels waren mal bei den Dap-Kings, Victor Axelrod war da zwar auch mal, spielt aber jetzt Keyboard bei Antibalas und Mike Deller kommt von The Budos Band. Dazu kommen noch einige Studio- und Produktionsjobs der einzelnen Musiker und, und, und. Eingeschworen bis in die Haarspitzen sind die.
Wie die Menahan Street verläuft auch „The Crossing“ sehr geradlinig, also wird das ganze Album über ein Sound verfolgt. Dadurch entsteht eine gewisse Eintönigkeit, die durch das Fehlen von Gesang vielleicht auch verstärkt wird. Doch was ist denn auch der Anspruch der Menahan Street Band? Laut Thomas Brenneck sind die wesentlichen Bestandteile „Vibe, Mood und Emotionalität“ und diesen wird auf dem Album auch entsprochen. Die Songs fangen Stimmungen wirklich sehr gut ein und übertragen sie auf den Hörer. Mal herausfordernd, mal traurig, mal mahnend, mal froh, mal der Soundtrack zum Flanieren. Allerdings im Großen und Ganzen immer das Gleiche.
Doch im Detail ist „The Crossing“ trotzdem ein sehr facettenreiches Soul-Album. Ein absolutes Highlight: das Wah-Wah in „Ivory And Blue“! Dazu mutet der Titeltrack und Album-Opener sehr mediterran an oder „Lights Out“ fährt gegen Ende noch mal einen wahnsinnigen Bläserpart auf. In der Mitte der Tracklist ist „Everyday A Dream“ mehr der karibische Song, die leichte Kurve des Straßenverlaufs unseres Vergleichs. Das ist objektiv kaum vernünftig zu beschreiben, doch hier der Versuch: Es ist immer noch dasselbe Album, allerdings fühlt es sich nach diesem Song anders an.
„The Crossing“ ist also ein Album, das in seiner Gesamtlänge mitunter ein bisschen langweilig werden könnte. Doch Lied für Lied gesehen ist es eine Platte, die jeder Freund des guten Souls schon allein aufgrund der ausgeprägten Feinheiten besitzen sollte. Und wenn es gar nicht anders geht: Platz zum selber Singen ist auch noch da.
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Diskussionen
2 Kommentare4nd1
Okt 31, 2012Ich versteh euer Bewertungssystem nicht.
Wie kann es sein, dass ein Album, welches hier mit Sätzen wie:“ „The Crossing“ ist also ein Album, das in seiner Gesamtlänge mitunter ein bisschen langweilig werden könnte.“ oder „…also wird das ganze Album über ein Sound verfolgt. Dadurch entsteht eine gewisse Eintönigkeit, die durch das Fehlen von Gesang vielleicht auch verstärkt wird.“ abgespeißt wird.
Diese Bewertung widerspricht, meiner Meinung nach des Textes.
Diviam Hoffmann
Okt 31, 2012Weil die Sätze so weitergehen:
Doch Lied für Lied gesehen ist es eine Platte, die jeder Freund des guten Souls schon allein aufgrund der ausgeprägten Feinheiten besitzen sollte.
Oder:
Doch im Detail ist „The Crossing“ trotzdem ein sehr facettenreiches Soul-Album. Ein absolutes Highlight: das Wah-Wah in „Ivory And Blue“!
(Man beachte das Ausrufezeichen.)