Neue Platten: Paul Banks – "Banks"

Matador/Beggars GroupMatador/Beggars Group

4,5

Paul Banks, besser bekannt als Interpol-Vortänzer, hat ein neues Soloalbum herausgebracht. Gleich vorweg: Es ist nicht besonders gut. Es ist ja völlig legitim für einen Musiker, der innerhalb eines Bandgefüges (zurecht) große Erfolge feiern konnte, es, wenn die Hauptband eine Pause macht, auch mal alleine zu versuchen. Dennoch, bei Banks weiß man nicht, ob er sich damit selbst einen Gefallen getan hat. Unter dem Namen Julian Plenti hat er ja früher schon ein Album solo veröffentlicht, doch damals ist Paul Banks über einen Liebhaberstatus bei Interpol-Fans wohl auch nicht hinausgekommen.

Sein neues Werk „Banks“ ist ein Album, welches es ohne die Marke „Paul Banks von Interpol“ wohl eher schwer in den Katalog eines größeren Labels geschafft hätte. Aber ein solches darf nun seine „kalte, bisweilen sarkastische Ausstrahlung“, wie es im Pressetext heißt, als „polarisierend“ schönreden und nur zur Sicherheit weißt ein Aufkleber noch einmal auf die Verbindung zwischen Banks und seiner ehemaligen Band hin.

Von der Marke „Paul Banks von Interpol“ erwartet man aber mehr, auch wenn „Banks“ manche Interpol-Charakteristika enthält. Mit „The Base“ beginnt das Album gleich mit dem einzigen Lied, das dem Songwriter auch gerecht wird. Schwerer dröhnender Bass, ruhige Stimme, aber da kann man auch nicht allzu viel falsch manchen. Doch gleich der darauffolgende Track „Over My Shoulder“ steht für das ganze Album: Es klingt uninspiriert, die Riffs, Sounds und Gesangslinien passen eher schlecht als recht zueinander und es gibt Streicher, die regelrecht durch die Lieder leiern. Alles klingt sehr unaufgeräumt und chaotisch. „Young Again“, „I’ll Sue You“ oder auch „Summertime Is Coming“ sind da sehr artverwandt, aber das sind nur drei weitere Beispiele. Das gesamte Album verhält sich so und strotzt dadurch tatsächlich vor der eingangs aus dem Pressetext zitierten kalten Ausstrahlung. Begünstigt durch den ersten Halleffekt, der provokant herablassend klingt. Einfach nicht gut anzuhören – oder beschönigt: polarisierend.

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Diskussionen

4 Comments
  1. posted by
    Jonas
    Okt 19, 2012 Reply

    Hui, ich glaube, dass ist die schlechteste Kritik die ich je auf byte.fm gelesen habe. Gerade „Summertime is coming“ läuft bei mir seit Erscheinen der „Julian Plenti lives…“-EP in Dauerrotation. Auch auch „Julian Plenti is Skyscraper“ fand ich genial, ebenso auch der ein und andere Kritiker. Andererseits würde ich wahrscheinlich auch eine hypothetische „Pauls Banks singt Michael Wendlers größte Hits“-CD begeistert kaufen. Trotzdem finde ich die Kritik etwas unsachlich, bzw. undistanziert, bzw. zu sehr auf der sarkastischen Ebene. Mir wurde nicht ganz klar, ob der Autor persönlich enttäuscht ist, er Paul Banks generell nicht mag oder ob es wirklich keine gute CD ist.

  2. posted by
    Gordian
    Okt 24, 2012 Reply

    Also bei mir läuft das Ding seit gestern hoch und runter – kurz: sehr gut anzuhören!

  3. posted by
    Shamron
    Nov 8, 2012 Reply

    Bei mir bekommt das Album die Note 3+

    Was für eine schlecht geschriebene Rezi.. Früher hat man bei solchen Alben gesagt, das man sich reinhören muss. Aber hier wird von „schönreden“ und irgendwelchen Aufklebern geschrieben. Nachdem ersten Mal durchhören hätte ich warsch. in etwa das selbe geschrieben.

    Tut mir echt leid lieber Matthias Röhrs. Das ist ein Griff ins Klo. Beim nächsten Mal genau hinhören und wenn man merkt das man etwas nicht versteht muss das nicht heißen das es schlecht ist. Einfach nochmal und nochmal anhören. Ich finde es schon besser als das letzte Interpol Album.

  4. posted by
    Matthias Röhrs
    Nov 12, 2012 Reply

    Ich freue mich für Euch, dass euch die CD von Paul Banks gut gefällt, aber ich habe auch nach mehrmaligen Hören keine Gründe finden können, das Album für gut zu erachten. Sicherlich ist Eure Kritik nachvollziehbar. Wenn jemand einen von meinen Lieblingsmusikern verreißt, neige ich auch dazu, Kritik an der Kritik, beziehungsweise am Kritiker zu üben. Eine Rezension ist allerdings auch eine sehr subjektive Sache und ich finde nicht, dass ich ein Album toll oder mindestens annehmbar finden muss, nur weil die Fans des Künstlers es gerne so hätten. Für meine Meinung/ für meinen Geschmack werde ich mich hier nicht rechtfertigen.

    Als ich das Album damals zur Rezension in der Hand hielt, ging ich mit großer Vorfreude an die Arbeit. Vor der musikalischen Leistung von Paul Banks in den Interpol-Jahren habe ich (noch immer) großen Respekt und hätte ich die CD nach einmaligen Anhören schon beurteilt, wär die Kritik wesentlich wohlwollender ausgefallen. Die Vorfreude ist nach mehrmaligen Hören des Albums bei mir persönlich später jedoch der Ernüchterung gewichen. Daher auch der sarkastische Ton als Stilmittel der Rezension.

    Wie gesagt finde ich es schön, dass Ihr trotz meiner Rezension Gefallen an “Banks” finden konntet und Ihr seid herzlich eingeladen, hier zu erklären, warum dieses Album besser ist, als mein Urteil es suggeriert.

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