Neue Platten: PeterLicht – „Das Ende Der Beschwerde“

(Motor Music)

5,8

„Gib Mir Eine Neue Idee“ singt PeterLicht in „Neue Idee“, seiner aktuellen Single. Ob er diese neue Idee bereits bei der Aufnahme seines fünften Albums „Das Ende Der Beschwerde“ im Kopf hatte, bleibt ob der fehlenden Innovation zu bezweifeln. Klar ist allerdings, dass seine neue Langspielplatte eine poppige Wort-Ton-Koalition ist, dessen Vorstehender mit leisen Worten und sanften Tönen seine eigene Welt regiert. Will man in dieser Welt herumirren, so geht dies nur auf Zehenspitzen, aber mit zum Pfeifen gespitzen Lippen.

War der Kölner Musiker einst bekannt für seinen Hang zum Wortgewirr, Tongefusel und Gedankenknäuel, so nimmt er auf seinem neuen Album den Strang der Klarheit auf. PeterLicht singt Lieder, die bloße Lieder sind. Er spielt Töne, die bloße Töne sind. Und er verwendet Sätze, die tatsächlich bloße Sätze sind! So ist ein Album entstanden, das vor Popmusik nur so strotzt. Variationen und die Freude am Anderssein scheinen verloren gegangen zu sein. Die leichte Prise des Wahnsinns ist verflogen, Pop öffnet die Tür und tritt herein. Texte setzen sich erstaunlich klar mitten auf das Sofa und sind einfach da, ohne Spiel, ohne Verwirrung. Vielleicht ja, um das Prinzip der Einfachheit mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Vielleicht ja, um dem Wort und seiner Bedeutung mehr Platz einzuräumen. Vielleicht ja, um aus wenig viel zu machen. Ja, vielleicht … Vage sind die Ahnungen, die beim Hören der Platte entstehen. Soll das so sein? Gelingt es PeterLicht tatsächlich so gut, die Einfachheit anzuwenden, dass einem die Komplexität gar nicht mehr auffällt? Oder sind es tatsächlich fehlende Ideen, fehlender Wortwitz, fehlender Wahnsinn?

„Das Ende Der Beschwerde“ ist ein Album, das seichten Pop, eingehüllt in den Mantel leicht schwingender Texte, parat hält. Die Worte sind dahergesungen wie von Andrea Berg, allerdings mit dem Eigengewicht von Ottfried Fischer. Die Töne sind gespielt wie das Kling-Klang eines Xylophons, das mit einem Wattestäbchen bedient wird. Kurz: Es ist ein Leicht-Hör-, Leicht-Schwing-, Leicht-Trudel-Album, das sich in die Riege der deutschen Pop-Welt einreiht ohne wehzutun.

Nur ein Schmerz könnte am Ende des Hörvergnügens aufkommen: der der verkrampften Lippen, der der geschwollenen Zehen, der des angespannten Körpers. Bewegt man sich doch permanent in einem Zustand der Gegensätze. Gefangen zwischen laut pfeifenden Tönen und leise tippelnden Zehen. Ach, PeterLicht, sieht so das Ende der Beschwerde aus?

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Wilken
    Okt 25, 2011 Reply

    Ich frage mich, ob der Autor das Album überhaupt annähernd verstanden hat.

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