Neue Platten: Roman Flügel – „Fatty Folders“

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Von Roman Flügel kann man getrost sagen, dass er zu den Bedeutenden in der deutschen Elektronikszene gehört. Umtriebiger als er ist kaum jemand. Bereits seit den frühen 90er Jahren ist er musikalisch aktiv. Roman Flügel ist ein Mann der Pseudonyme – Eight Miles High, Sensorama, Acid Jesus und Soylent Green sind die bekannten. Zudem ist er ein Teil des Produzententeams Alter Ego und betreibt die Labels Playhouse, Klang Elektronik und Ongaku, um nur eine Auswahl seiner Betätigungsfelder zu nennen. Nicht nur hinter Pseudonymen verborgen macht Roman Flügel Musik, auch seinen echten Namen verwendet er – aktuell für die beim Hamburger Label Dial erscheinende Platte „Fatty Folders“.

Was? Kaum wurde die Play-Taste betätigt, die Nadel auf die Platte gesetzt, die Musik wie auch immer gestartet, befindet man sich urplötzlich und unvermittelt in diesem Paradies aus House und Techno. House und Techno, wie er schöner nicht sein könnte. Mal angenehm reduziert und distanziert wie in „Lush Life Libido“, mal euphorisch wie im Eröffnungstitel „How To Spread Lies“, das rasant startet. „Deo“ kommt eher wie ein Disco-Stück daher, mit seinen Kuhglocken, die spätestens seit The Raptures „House Of Jealous Lovers“ im Disco-Kontext vertraut sind, und plötzlich ist eine Tonfolge zu hören, die nicht nur entfernt an die einprägsamen, unverkennbaren Melodien Kraftwerks erinnert, ehe sogar Bongos einsetzen. „Fatty Folders“ ist eine bunte Platte, die nach einem flotten Beginn und einer vielfältigen Reise in das Reich der Elektronik mit einem schönen, vier Minuten lang hingezogenen Ausklang endet und den Hörer schonend entlässt, obwohl man sich wünscht, diese Musik möge niemals aufhören.

Warum? Mit „Fatty Folders“ hat Roman Flügel ein Album produziert, mit dem kunstvoll der Spagat gelingt zwischen elektronischer Monotonie, die im Club zwar ihre Strahlkraft entfaltet, auf dem Sofa aber in der Regel nicht funktioniert, und unterhaltsamer, abwechslungsreicher Elektronik. Nicht ganz so melancholisch-wunderschön, minimiert und komprimiert wie es Dial-Label-Kollege Pantha Du Prince vor vier Jahren mit dem unvergesslichen „This Bliss“ geschafft hat, dennoch in eine ähnliche Richtung gehend – vor allem in den Stücken „Song With Blue“ und „Softice“ –, insgesamt aber einfach etwas aufgedrehter als Pantha Du Prince. Gerade das tut dem Album sehr, sehr gut.

Label: Dial | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:



Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.