Neue Platten: Safety Scissors – "In A Manner Of Sleeping"

Von Luise Vörkel, 31. Mai 2013

Safety Scissors - In A Manner Of Sleeping (BPitch Control)Safety Scissors – „In A Manner Of Sleeping“ (BPitch Control)

5,0

Safety Scissors, auch bekannt als Matthew Patterson Curry, hat gleich nach Abschluss seines Kunststudiums im Jahr 2000 in der elektronischen Musiksszene Fuß gefasst. Auf seinem Debütalbum „Parts Water“, das 2001 erschienen ist, verknüpfte Curry seine Vorliebe für Popmelodien mit einer Affinität für vertrackte und dabei eingängige House-Beats. Die nächste Veröffentlichung ließ vier Jahre auf sich warten, und bis zu „In A Manner Of Sleeping“ verging noch einige Zeit mehr. Das heißt nicht, dass Safety Scissors in der Zwischenzeit untätig war. Seinen Namen verbindet man mit Remixen für international erfolgreiche Indiebands wie Architecture In Helsinki und Grizzly Bear.

Vom Debüt letzterer knöpfte sich Curry „La Duchess Anne“ vor – ein Folkstück, das einfach instrumentiert und in typischer Lo-Fi-Manier aufgenommen wurde. Sollte man vom Original in eine schläfrige Stimmung versetzt worden sein, so ist der „Extra Towels Mix“ das beste Gegenmittel, denn der macht sofort wieder wach, ohne aufdringlich zu sein. Es ist vorstellbar, dass sich Safety Scissors für „In A Manner Of Sleeping“ Inspiration bei den Bands geholt hat, deren Lieder er in neue Gewänder packt. Alle Songs auf dem Album lehnen mehr in Richtung Pop als gen House, sind dann aber doch noch ein großes, eklektisches Stück von Indie-Electronica-Künstlern wie James Yuill oder The Notwist (Spätwerk) entfernt. Bässe treten in den Hintergrund und gehen in einem Gewirr von Tönen und Klängen auf, das klingt, als sei es mit viel Bedacht zusammengesetzt worden.

Dieses Gewirr besteht aus hellen Bleeps und Zerrgeräuschen, aus Harmonien und leichten Melodieverläufen, die einem Synthie entwendet wurden. Die Lieder scheinen sich mit all den Samples und anderen Klangfetzen, die sie beherbergen, manchmal zu verlaufen, aber sie überfordern nicht. Dafür klingen die zwölf Tracks auf „In A Manner Of Sleeping“ zu lieblich. Sie schmiegen sich geradezu an die eigenen Gehörgänge, so zum Beispiel „You Will Find Me“ oder das mit einem Kinderklavier ausgestattete „18 Hours“.

Safety Scissors kann, wie er auf den Vorgängeralben zeigte, auch Stücke machen, die bouncen und zum gleichmäßigen Kopfnicken einladen. Die Tracks, die nach vorne gehen, kommen meist mit Gesang daher. Entweder mit dem vom Künstler selbst („Gemini“, „Progress And Perseverance“) oder im Duett mit einer Frauenstimme („The Floor“). Leider fehlt hier der Soul, die Brillanz. Der Gesang durchdringt einen nicht. Es wirkt bei den einzelnen Liedern so, als würde er an einer Oberfläche kleben, die von den einzelnen Instrumenten unberührt bleibt. Das Muster der Soundvielfalt, das Safety Scissors bei fast jedem Track einsetzt, nutzt sich beim Hören leider auch schnell ab. Eigentlich sind einige klangliche Überraschungen in „In A Manner Of Sleeping“ einprogrammiert, doch man weiß allzu bald, wann diese einsetzen und wie sie klingen.

Vielleicht hätten einige Gäste und Kollaborationen dem Album mehr Leben eingehaucht. Als Remix-Beauftragter macht Matthew Patterson Curry seine Sache sehr gut. Er nimmt Lieder auf originelle Weise auseinander und setzt sie so zusammen, dass man sich beim Hören wundern muss, wo diese Stelle eigentlich im Original vorkommt. Auch auf „In A Manner Of Sleeping“ schichtet er einzelne Piano- und Gitarrenspuren mit Piepsen und Störgeräuschen ganz bezaubernd übereinander und schafft so Tracks, die zwischen experimentellem Elektro und Popmusik schweben. Allerdings mangelt es dem Album auf langer Strecke leider an Kraft und an Abwechslung.

Label: BPitch Control | Kaufen

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