Neue Platten: Sleigh Bells – "Reign Of Terror"

(Zomba)(Zomba)

9,0

„What the fuck’s up?“, schreit Alexis Krauss‘ Stimme dem Publikum gleich mal zur Eröffnung entgegen, kurz darauf setzt Derek E. Millers Metal-Riff-Gitarre ein und die zwei Hauptzutaten von Sleigh Bells, die uns den Rest des Albums „Reign Of Terror“ begleiten werden, sind schon mal vorhanden. Ja, Sleigh Bells sind keine Freunde von kleinen Gesten, sie wollen das Stadion, denn ihr Prinzip lautet: „Mitten in die Fresse“. Der Pressetext zum Album beschreibt den Sound von „Reign Of Terror“ als „the sonic equivalent of a beautiful shotgun to the head“.

Keine Rücksicht auf Verluste – „You gotta deal with it“, meint Krauss auch mit einem Gewehr in der Hand auf einem Bett hüpfend im Video zur Single „Comeback Kid“, dem Albumvorboten, der einem schnell wieder klarmachte, warum man so auf „Reign Of Terror“ gewartet hat. Denn es ist diese oben schon angedeutete Mischung der Popaffinität von Krauss, erweitert durch den Punch der harten, manchmal Van-Halen-artigen Riffs von Miller, die Sleigh Bells auszeichnet und ihre Songs im besten Fall so großartig und euphorisierend machen. Im schlimmsten Fall ist dies zwar auf Albumlänge ein wenig eintönig, da es Sleigh Bells auch auf „Reign Of Terror“ genau wie beim Vorgänger „Treats“ nicht gelingt, die Qualität von Tracks wie „End Of The Line“ oder eben „Comeback Kid“ über die ganze Strecke zu halten, aber das ist hier vernachlässigbar. Denn sein Übriges, um die anfängliche Sympathie beim ersten Hören in schiere Begeisterung umkippen zu lassen, tut die „Larger-than-life-Coolness“-Attitüde der beiden, die meilenweit vom langweiligen Authentizitätsgehabe so vieler heutiger Indie-Bands entfernt ist. Wäre der Indie-Zirkus ein Schulhof, wären Sleigh Bells die gut aussehenden, coolen, älteren Schüler, die in der Ecke rauchen. Natürlich kann das objektiv lächerlich wirken, wenn man will, ist aber 2012 so unterhaltsam und interessant wie Bon Iver einschläfernd. Es wurde auch Zeit, dass The Kills auf ihre (für Popbands gesehen) alten Tage eine Wachablösung bekommen, denn die Kids brauchen Stars, die sie anhimmeln können.

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