Neue Platten: The Antlers – „Burst Apart“

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Peter Silberman ist der Kopf hinter dem Projekt The Antlers. Ursprünglich machte er ganz für sich alleine Musik, nahm sie abgeschottet in seiner Wohnung in New York auf, trug sie aber trotzdem nach außen, indem er einige EPs und Alben selbst veröffentlichte. Silbermans Isolation führte zu „Hospice“, einem von Kritikern hochgelobten Konzeptalbum über Einsamkeit, das er 2009 erneut selbst herausbrachte. Später im selben Jahr wurde das New Yorker Label Frenchkiss auf The Antlers aufmerksam, „Hospice“ wurde neu gemastered und noch einmal unter der Schirmherrschaft des Labels veröffentlicht. Das Album wurde zusammen mit den Musikern Michael Lerner und Darby Cicci aufgenommen, die seitdem fest zur Band gehören.

Was? „Burst Apart“ ist das zweite Album von The Antlers in Bandbesetzung – der Name heißt ins Deutsche übersetzt übrigens „das Geweih“. In den USA erscheint es auf Frenchkiss, in Europa auf Transgressive Records. Im Gegensatz zu „Hospice“ stammen die Stücke nicht mehr vollständig aus Silbermans Feder, denn auch Cicci und Lerner waren dieses Mal in den kompletten Entstehungsprozess involviert. Die ganz große Verzweiflung und Melancholie ist auf „Burst Apart“ zwar verloren gegangen, dennoch klingt The Antlers weiter nach einer traurigen Band. Ihre Musik lässt sich wohl am ehesten als melancholischer Indie-Pop zusammenfassen, der mit elektronischen Elementen verfeinert wird, wie sie beispielsweise in „French Exit“ oder „No Widows“ zu hören sind. Überhaupt ist „Burst Apart“ verspielt, der Ideenreichtum ist groß, überall gibt es winzige Details zu entdecken, der Sound ist oft auf eine wundervolle Weise durch Hall vernebelt, darüber schwebt die Falsett-Stimme Peter Silbermans. Die Stimmung erfährt im Verlauf der ersten vier Lieder einen großartig gestalteten Spannungsbogen, bis mit „No Widows“ der Höhepunkt erreicht ist, der für Gänsehaut sorgt.

Warum? „Burst Apart“ sei ein Album über Weiterentwicklung, sagt Peter Silberman, ein Schritt weg von dem eine Zeit lang allumfassenden „Hospice“, um herauszufinden, was danach komme. Nach der Veröffentlichung des Debütalbums standen zwei Jahre lang Live-Auftritte an, „Hospice“ nahm die Band vollständig ein. Die Bandmitglieder suchten sich also andersartige Musik als Abwechslung und entwickelten alle drei eine Vorliebe für elektronische Musik, die sich auch auf „Burst Apart“ wiederfindet. Doch das Album ist kein elektronisches im klassischen Sinne. Stattdessen sind es herkömmliche Songwriting-Regeln, nach denen die Lieder gestaltet wurden, die elektronischen Klänge dienten lediglich als Stütze, sie werden mit dem Instrumentarium erzeugt, das die Band ohnehin schon vorher benutzte. So ist ein wunderbar einnehmendes Werk entstanden, das trotz der Melancholie, die es ausstrahlt, ein sehr positives Gefühl hinterlässt.

Label: Transgressive/Cooperative Music | Kaufen

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